Wettpaddeln der Schildkröten
- Australis

Es ist erstaunlich, was für einen prägenden Einfluss das Kino hat. Auch über 20 Jahre nach dem Pixar-Film „Findet Nemo“ (2003) reagieren Menschen beim Anblick eines Clownfisches („Hallo, ich bin Dorie! Kennen wir uns?“), frecher Möwen („Meins? Meins! Meins!“) bis hin zu entspannten Schildkröten („Duuude!“) mit Filmzitaten. Das Familienspiel „Australis“ macht sich das geschickt zunutze.

Die Macher vom Kosmos-Verlag inszenieren hier ein Wettpaddeln der Schildkröten im Ostaustralstrom. Wir erinnern uns: Das war die Unterwasser-Autobahn, die die Tiere gerne für die Expressbeförderung nutzten. In „Australis“ versuchen wir hier ebenfalls voranzukommen. Und vor allem: uns nicht abhängen zu lassen. Denn das wäre schlecht.

Am Ende jeder Runde gibt es nicht nur Punkte für unsere Schildkröte, sondern auch für Clownfische, die sich uns angeschlossen, und für Korallen, die wir an den Riffen angesiedelt haben. Das alles tun wir, indem wir viermal pro Runde einen Würfel auswählen: Mit dem blauen schwimmt die Schildkröte, mit dem lilafarbenen setzen wir Korallen, mit dem gelben sammeln wir Fische. Und mit dem weißen erhalten wir Vorteilskarten.

Die legen wir an unsere persönliche Meerestafel an. Habe ich zwei gelbe Karten gesammelt, bekomme ich zukünftig jedes Mal, wenn ich einen gelben Würfel wähle, die Extras, die die Karten anzeigen. Zum Beispiel einen Fisch, die Schildkröte schwimmt weiter oder es gibt Siegpunkte. Also fragen wir uns: Bauen wir unsere Tafel aus, um später in einem Zug viele Aktionen machen zu können? Oder spielen wir auf kurzfristige Punktgewinne?

Da jeder reihum immer einen Würfel wählt, sind einige Farben bald vergriffen. Welche bleibt für uns wohl übrig? Was ist wichtiger? Das ist reizvoll. Das Rundenende ist aber ungewöhnlich: Dann wirft jeder seine blauen und lilafarbenen Würfel. Nach jedem Wurf muss der Würfel mit der insgesamt niedrigsten Zahl abgelegt werden. Die beiden, die bei diesem Würfelwettkampf zuletzt noch im Spiel sind, erhalten Extrapunkte.

Diese Würfelei kommt überraschend und fühlt sich etwas seltsam an. Haben wir die Würfel doch vorher als Planungshelfer und nicht als Glücksbringer genutzt. Wer Würfelpech hat, ärgert sich über Glückskinder, die hier einfach Punkte scheffeln. Planer haben am Glücksfaktor von „Australia“ zu knacken. Gelegenheitsspieler hingegen, die es auch mal turbulent mögen, erleben am Rundenende so immer einen kleinen Höhepunkt.

„Australis“ von Alessandro Zucchini & Leo Colovini (Kosmos); für 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 60 Minuten, ca. 40 Euro.

nett          Familienspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

Eine ausführlichere Besprechung von mir zu „Australis“ findet sich in der spielbox 7/2024.

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