Seit 2022 gibt der Verlag Queen Games die Reihe „Stefan Feld City Collection“ heraus. Darin erscheinen neu überarbeitete Spiele des Autors in gediegener Ausstattung. Allen gemeinsam ist ein Stadtname und ein satter Preis. „Kathmandu“ ist hingegen ein ganz neues Spiel und weniger komplex als die anderen der Reihe.
In diesem Kennerspiel sind wir mit unserem Yak in Nepal unterwegs. Wir durchstreifen das Land, sammeln Ausrüstung, kaufen Waren oder bringen in Tempeln Opfer. Ganz am Ende der Laufstrecke wartet die Stadt Kathmandu, vorher überqueren wir vier bis sechs große Tableaus mit verschiedenen Landschaften.
Angetrieben wird das durch einen hübschen Würfelmechanismus: Wir haben alle jeweils sechs Würfel in verschiedenen Farben, die wir vor jedem Durchgang werfen. Drei von ihnen nutzen wir dann: Nicht nur ihre Augenzahl ist für die Zugweite unseres Yaks wichtig, sondern auch ihre Farbe. Jede gibt uns eine andere Ressource: orange bringt Geld zum Einkaufen, rosa Yak-Futter, braun Ausrüstung oder grau einen Kompass, damit wir besser voran kommen.
Denn hinter uns kommt eine Schlechtwetterfront, das Yak wird ohne Futter mürrisch, es gibt Gebirge und das alles ist ermüdend. Sind wir zu erschöpft, kostet uns das einen Zug. Das hört sich alles thematisch dicht an, bleibt aber doch beim Abarbeiten der Aufgaben irgendwie abstrakt. Die Würfelauswahl und das Nachwürfeln sind aber gelungen.
Zudem sollen wir der Reihe nach bestimmte Landschaften auf unserem Weg besuchen. Leider kennen wir immer nur die nächste. Wer seinen Yakplättchen-Stapel so bis zum Ende nicht sauber abarbeitet, bekommt Minuspunkte. Und wer nicht in Kathmandu ankommt, verzichtet auf reichlich Punkte. Man sollte also unterwegs nicht zu lange herumtrödeln.
Deshalb gefällt mir das „Lange Spiel“ über acht Runden auch besser als die kürzere Einstiegsversion. Jetzt muss ich nicht unbedingt am Ziel ankommen, sondern kann mich darauf konzentrieren, unterwegs lukrative Dinge öfter zu erledigen. Ungewöhnlich ist, dass wir uns erworbene Waren wieder gegenseitig abnehmen können. In einem Spiel für Planer mögen das nicht alle.
Für „Kathmandu“ braucht man viel Platz, um alles an Material auf den Tisch zu bekommen. Man wird ordentlich unterhalten, und doch fragt man sich nach einer Partie, was das Besondere daran war. Die herausragende Idee fehlt, damit ist es in der ansprechenden Stadtserie eher ein Füller. Das Spiel kommt ohne Kunststoff aus und wurde in Europa statt in China gefertigt. Das hat seinen Preis. Um dafür weit über 100 Euro auf den Tisch zu legen, muss man es schon sehr mögen.
„Kathmandu“ von Stefan Feld (Queen Games); für 2-4 Spieler ab 12 Jahren, ca. 60-90 Minuten, ca. 130 Euro. (Die Fotos zeigen das Material der „Classic“-Edition)
nett Kennerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.