Monströse Nackenschmerzen
The Vale of Eternity

Manchmal ärgert man sich, wenn man ein neues Spiel gespielt hat. Nicht, weil es so schlecht war. Im Gegenteil! Sondern weil so viel Potential darin steckt, dass man glaubt, das taugte eigentlich zum Dauerbrenner. So wie „The Vale of Eternity“. Doch die Aufmachung des Spieles verleidet es uns, hier intensiver einzusteigen.

Wir sollen fantastische Wesen und edle Drachen zähmen. Wir sammeln Runensteine, um die Viecher in unsere Mannschaft zu integrieren. Dafür bekommen wir sofort Punkte. Wer deren 60 erreicht, läutet nach nur 30 bis 45 Minuten das Spielende ein. Das ist kurz und knackig, und in dieser Zeit entwickeln die Kreaturen sehr spannende Wechselwirkungen.

Allerdings dürfen wir nur insgesamt vier Runensteine mit den Werten von 1, 3 oder 6 vor uns sammeln. Und wir dürfen nur so viele Kreaturen vor uns auslegen, wie Runden gespielt sind, also in Runde fünf dürfen nur fünf Greife, Medusen oder Schleime vor uns liegen. Wollen wir welche von ihnen loswerden, um bessere auszuspielen, kostet uns das wertvolle Runensteine. Auch das ist clever ausgedacht.

Doch der Weg dorthin ist weit und ausgesprochen unkomfortabel. Das liegt daran, dass zu Rundenbeginn für jeden Spieler zwei Karten in die Mitte gelegt werden, die wir in zwei Runden für uns reservieren. Dummerweise liegen die Karten dafür zum Teil kopfüber an einem fünfeckigen Spielplan. Über Kopf sind ihre Texte nicht zu lesen, die Schrift und die Symbole darauf sind zu klein. Zudem versperrt eine überflüssige Pappfigur die Sicht.

Beim Versuch, die richtige Karte zu reservieren, drehen wir unsere Köpfe wie Eulen, um die Texte zu lesen. Haben andere Karten reserviert, rotieren wir erneut, um zu sehen, was übrig ist. Greift jemand nach Karten, können die anderen nichts lesen. Dass das in der Spielentwicklung nicht aufgefallen ist, ist fahrlässig.

So sorgen die ausgesprochen originellen Kombinationen der Kreaturen hier nicht für monströse Kopf-, sondern eher für Nackenschmerzen. Viele haben deshalb bereits während der ersten Partie genug, auch weil Spiel-Begriffe wie „beschwören“, „freilassen“ oder „zähmen“ abstrakt und umständlich sind. Das ist schade, denn in diesem flotten Kennerspiel gibt es so einiges zu entdecken. Doch hier steht es sich selbst im Weg. Und das ist es, was ärgerlich macht.

„The Vale of Eternity“ von Eric Hong (Pegasus); für 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 30-45 Minuten, ca. 30 Euro.

nett            Kennerspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

Eine ausführlichere Besprechung von mir zu „The Vale of Eternity“ findet sich in der Spielbox 3/2024.

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