Gemeinsam einsam
Der Herr der Ringe: Der Ringträger

Peter Jackson ist Schuld. Weil er die „Herr der Ringe“-Bücher verfilmt hat, werden wir Brett-Spieler seit einem Vierteljahrhundert immer wieder als Hobbits durchs Auenland nach Mordor gehetzt. Meist spielen wir kooperativ gegen die vielen Feinde. Wir sind gemeinsam einsam. Doch bei „Der Ringträger“ können wir jetzt selbst böse werden! Ist das etwa ein Schatz?

Nur ein paar Landschaftsfelder liegen vor unserer Gruppe, hinter uns drohen schon die Nazgul. Also vorwärts! Weitere Spielplanteile aufdecken, um zu sehen, wo es lang geht? Oder farblich passende Handkarten ausspielen, damit unsere Gruppe über die einzelnen Farbfelder vorankommt?

Hier schlägt das Böse gleich zu Beginn unseres Zuges zu: Haben wir Sauron-Karten auf der Hand, müssen wir sie ausspielen. Sehen wir bei den anderen in der Runde Sauron-Karten, auch diese. Wir sehen deshalb Karten unserer Mitspieler, weil sie diese mit der Vorderseite zu uns auf die Hand nehmen können. So haben wir mehr Auswahl und Optionen. Leider dürfen wir über unsere Handkarten nicht offen sprechen.

Sauron-Karten sammeln sich vor dem aktuellen Ringträger, dem tatsächlich an einer Schnur ein Ring um den Hals baumelt. Das ist ein netter Einfall! Liegt die fünfte Karte vor dem Ringträger, wechselt der augenblicklich die Seite und spielt jetzt gegen uns. Meist haben wir dann recht bald verloren. Das wollen wir verhindern.

Mit bestimmten Karten dürfen wir aber den Ring von unserem gebeutelten Kollegen übernehmen. Der Vorteil ist, dass jetzt die Sauron-Karten abgeworfen werden. Und aktivieren wir Gandalf als Prellbock, stellt er sich zeitweise zwischen uns und die heranstürmenden Nazgul: Die rücken nämlich für jede Sauron-Karte näher.

Gelingt es uns nicht, unseren Hobbits den Weg freizumachen, ist hier schnell der Ofen aus. Bitter ist, dass auch Kooperationsfans manchmal gar nicht verhindern können, auf die dunkle Seite wechseln zu müssen. Das hinterlässt dann doch ein Spielgefühl von Ratlosigkeit und Frust. Denn der Weg ist meist noch sehr weit, wenn wir scheitern.

Der Versuchsaufbau von „Der Ringträger” ist reizvoll, doch das Spiel ist sperrig und seine Steuerbarkeit begrenzt. Käme es kurz vor Schluss zu einem Seitenwechsel, hätte die Gruppe noch eine Chance. Das wäre psychologisch spannend. Doch meist geschieht dies unabsichtlich früher. Und dann ist die Lust auf eine weitere Runde schnell verflogen.

„Der Herr der Ringe – Der Ringträger“ von Klaus-Jürgen Wrede (Schmidt); für 3-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 32 Euro.

geht so           Familienspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

Eine weitere Besprechung von mir zu „Der Herr der Ringe: Der Ringträger“ findet sich in der Spielerei 144.

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