Momentan sind Natur- und Weltraumthemen bei Brettspielen groß in Mode. Warum also nicht beide kombinieren, fragte man sich beim amerikanischen Verlag Stonemaier und schuf das Könnerspiel „Astrobienen“. Statt von Wiese zu Wiese fliegen die Bienchen von Planet zu Planet – und bauen statt ihrem Stock ihr Raumschiff aus. Für mich völlig überflüssig. Zum Glück ist das Spiel prima.
Bis zu vier Bienen ist unser Volk groß, und in jedem Zug schicken wir eine los: Rohstoffe wie Nektar oder Wasser sammeln, neue Planeten entdecken, Ausbauten für das Raumschiff besorgen. Was mir als erstes sehr gefällt, ist, dass unsere Bienen, so wir sie zurückrufen, durch ihre Erfahrung schlauer werden und so immer bessere Aktionen machen können.
Hübsch ist auch, dass an manchen Einsetzorten die Erfahrung aller Bienen für unsere Aktion addiert wird – auch die der Mitspieler. Außerdem ist die Anzahl der Einsetzplätze begrenzt. Kommt ein neues Bienchen dazu, wird das nach Hause geschickt, dass an der Aktion am längsten parkt – es schwirrt zum Besitzer zurück und ist ebenfalls schlauer. Bis auf Stufe 4 können wir unsere Arbeiterinnen aufschlauen. Danach endet das Bienenleben. Deutlich weniger dramatisch als in der Natur: Unsere Mitarbeiterin geht in einen Tiefschlaf, und erlebt ihre Reinkarnation als Level 1-Biene, wenn wir sie neu anwerben.
Diese Rotation in Gang zu bekommen und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Mitarbeiterinnen zu haben, ist sehr reizvoll. Weil Autorin und Verlag das für sehr viele gelungene Aktionsvarianten nutzen, ist dies hier ein Spiel für Menschen mit Erfahrung.
Sie müssen den Überblick über den großen Plan mit den Einsetzfeldern behalten, über die Fitness der eigenen Bienen und tunlichst auch die der Mitspieler. Was leider nicht einfach ist, denn die Spielstärke der Bienen auf den drehbaren Steinen kann man kaum erkennen. Zudem basteln alle beim Ausbau ihres eigenen Raumschiffes an individuellen Verbesserungen. Die bringen im entscheidenden Moment Vorteile, sind aber von der anderen Tischseite kaum zu überblicken. Hier kann es für Planer böse Überraschungen geben.
Ansonsten ist der Punktewettlauf in „Astrobienen“ ein sehr attraktives Spiel. Es ist so variabel, dass wir uns immer neu anpassen müssen. Die Einstiegshürde ist nicht unerheblich, haben es aber alle verstanden, läuft es rund. Dennoch würde ich es wegen der relativ langen Bedenkzeit anfangs nur zu dritt spielen. Und später dann höchstens zu viert.
„Astrobienen“ von Connie Vogelmann (Feuerland); für 1-5 Spieler ab 12 Jahren, ca. 60-120 Minuten, ca. 65 Euro.
schön Könnerspiel
Besprechung mit vergünstigtem Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.