Ansichtssache
- Point of View – Lost Places

Eine der innovativsten Spielideen des Jahres kommt von Haba. Trotz zuletzt großer wirtschaftlicher Turbulenzen hat der Verlag ein außergewöhnliches Familienspiel auf den Markt gebracht: Bei „Point of View – Lost Places“  sind wir mit einer Expeditionsgruppe auf einer Insel gelandet und sollen gemeinsam aufklären, was hier passiert ist. Jeder von uns sieht die Insel aber von einem anderen Standpunkt aus.

Klar ist: Es muss viel, sehr viel miteinander geredet werden. Denn vor jedem von uns steht ein mehr als DIN A4 großer Sichtschirm. Auf dem sehen wir eine Art Computer-generiertes Wimmelbild: Gebäude und Fahrzeuge, Menschen und einige Trümmer. Allerdings kann nicht jeder alles sehen. Manches versteckt sich hinter Hauswänden oder Bäumen. Wir müssen uns also mit den anderen am Tisch besprechen.

Es gibt vier Kapitel, für jedes kommt ein verdecktes Paket mit vierzig Karten in die Mitte. Die Texte darauf können wir uns auch von einer nicht immer sprachlich sicheren Stimme aus der App vorlesen lassen. Die Handlung schreitet voran, immer sollen wir etwas entdecken. Häufig, ein wenig zu häufig, müssen wir dafür Dinge zählen. Sie können wir nur gemeinsam finden.

Denn wir stehen ja nicht am Rand der Insel und blicken auf sie aus unserer Himmelsrichtung. Bald schon ist klar, dass auch hinter unserem Standort für die anderen noch interessante Dinge zu sehen sind. Und dass sich in den Gebäuden Hinweise befinden. Die bekommen einige von uns als Handkarten und müssen den anderen damit weiter helfen. Nach vierzig Karten gibt es eine Wertung. Wer akribisch arbeitet, bekommt meist die Höchstpunktzahl, braucht dann aber statt einer auch zwei Stunden pro Runde.

Wer weniger Geduld hat, macht mehr Fehler, läuft aber Gefahr, dass die Handlung an ihm vorbeirauscht. Für das nächste Kapitel geben alle ihre Sichtschirme nach links. So langsam bekommen wir einen besseren Überblick, wenn wir mit derselben Runde und nicht mit zu großen Pausen „Point of View“ spielen. Nach vier Partien kennen wir alles, können das Spiel dann aber noch an andere Gruppen weitergeben. Das ist unterm Strich eine spannende Spielidee, mit der man sich jedoch intensiv beschäftigen muss. Nicht alles ist auf den Sichtschirmen gut zu erkennen. Wir haben uns mit Handylicht behelfen müssen.

Zu viert funktioniert das Spiel gut. ich kann mir aber nicht vorstellen, es mit weniger Personen zu spielen. Zu dritt hat einer, zu zweit haben beide jeweils zwei Panoramen auf den Sichtschirmen zu kontrollieren darüber zu berichten. Das wird anstrengend. Die Spielgeschichte selbst ist einigermaßen spannend und hält uns bei der Stange. Hier ist sicherlich noch Steigerungspotential. Im Jahr 2025 soll der nächste Teil der „Point of Views“-Serie folgen. Wer ein ungewöhnliches Spielerlebnis sucht, sollte es unbedingt ausprobieren.

„Point of View – Lost Places“ von Lukas Bleuel (Haba); für 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 60-120 Minuten, ca. 25 Euro.

nett          Familienspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

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