Kein besonderer Dreh
- Captain Flip

Wegen seiner Nominierung für den weltweit wichtigsten Spielepreis erfährt „Captain Flip“ derzeit viel Beachtung. Mir erschien es nach einer Probepartie recht simpel. Und auch der Spieleladen meines Vertrauens hatte „Captain Flip“ bei den Kinderspielen stehen. Hatten wir da etwas falsch eingeschätzt? Also habe ich es intensiver ausprobiert. Mittlerweile steht für mich fest: Hatten wir nicht.

Alle legen einen identischen Schiffsplan vor sich aus. Dessen fünf Spalten befüllen wir von unten nach oben. Die Besatzung ziehen wir aus einem Säckchen, das wir reihum geben. Darin befinden sich 72 Plättchen, die beidseitig bedruckt sind. Das gezogene Plättchen bauen wir in einer Spalte auf dem untersten freien Feld ein. In der Hoffnung, dafür sofort oder bei der Schlussabrechnung reichlich Geld zu bekommen.

Der Clou bei „Captain Flip“ soll sein, das wir uns sofort entscheiden müssen: Wollen wir den gezogenen Smutje, die Navigatorin oder den Papagei bei uns einsetzen? Oder zocken wir? Dann drehen wir das Plättchen um, ohne vorher die Rückseite angesehen zu haben. Die müssen wir jetzt bei uns anlegen – auch wenn die Vorderseite eigentlich besser war. Dieser Effekt ist eigentlich nur in der ersten Partie besonders.

Für Jüngere – auch Siebenjährige können hier mitzocken – ist die Idee noch aufregend.  Doch für reine Erwachsenrunden ist das dünne Suppe, es entsteht sehr bald Langeweile. Zwar gibt es einen Wettlauf um Prämien in komplett gefüllten Spalten. Und mit dem Kartografen können wir einem Mitspieler die Schatzkarte abluchsen, die uns eine Münze einbringt, wenn sie nach dem Zug noch vor uns liegt. Doch die Effekte verlieren schnell ihren Reiz.

Hat man das einmal gespielt, ist klar, dass man unerwünschte Plättchen auf dem Schiff später noch wenden kann, falls man einen Affen daneben platziert. Wer das Plättchen zuvor geflippt hatte, weiß schon, was darunter ist. Doch das wars schon an Taktiererei. Das Glück ist übermächtig. Hat jemand vier Schiffsspalten gefüllt, endet „Captain Flip“ bei dem mit der Schatzkarte – was auf manchem der unterschiedlichen Schiffspläne eine Regellücke offenbart.

Unterm Strich macht mich „Captain Flip“ ratlos. Mit jeder weiteren Partie sinkt meine Motivation, es noch einmal auszupacken. Für mich liegt mein Spieleladen richtig: Dies ist ein Kinderspiel ab sieben oder acht Jahren, bei dem die Eltern freundlicherweise mitspielen. Aber bald schon werden sie ihrem Nachwuchs Besseres vorsetzen wollen. Im eigenen Interesse.

„Captain Flip“ von Paolo Mori & Remo Conzadori (PlayPunk); für 2-5 Spieler ab 7 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 30 Euro.

geht so           Kinderspiel

Besprechung mit Kaufexemplar

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