Nicht immer brauchen Spiele spektakuläre Miniaturen oder dreidimensionale Aufbauten um aufzufallen. „Stellar“, das schöne Kartenspiel für zwei Personen, ist auch so ein Hingucker. Denn zu Beginn bauen wir mit zwölf Karten unser Teleskop unter dem Nachthimmel auf.
Das sieht einfach toll aus. Die zwölf Karten werden wir gleich in einer recht kurzweiligen halben Stunde mit Himmelsobjektkarten überdecken: mit Planeten, Monden und Asteroiden. Da unser Gegenspieler gleiches vorhat, schnappen wir uns die besten Stücke natürlich gegenseitig weg. Ein wenig um die Ecke denken müssen wir dabei, deshalb ist „Stellar“ eine Empfehlung für Spieler mit etwas Erfahrung.
Auf unserem „Teleskop“ versuchen wir, gleiche Karten, zum Beispiel Monde, benachbart auszuspielen. Dann zählen sie jeweils ein bis drei Punkte. Die dürfen wir am Ende mit den Monden in unserem „Notizbuch“ multiplizieren, das wir unterhalb unseres Teleskops befüllen. Also brauchen wir gleiche Karten in beiden Bereichen. Doch wo werden sie mehr benötigt?
Am Zug wählen wir aus der offenen Auslage eine Karte. Spielen wir sie – oder eine unserer Handkarten – so bestimmt ihr Zahlenwert von 1 bis 5 ganz genau, welche zweite Karte aus der Auslage wir auch noch ausspielen müssen. Legen wir die erste Karte in unser Notizbuch, landet die zweite auf dem Teleskop. Und umgekehrt.
Da kann man sich schon einen kleinen Knoten ins Hirn denken. Denn gleichzeitig will man dem Gegenüber keinesfalls gute Karten übrig lassen. Die erste Partie ist noch ein Blindflug durchs All, ein Ausprobieren, wie man an Punkte-Mehrheiten in den drei Himmelssegmenten kommt. Oder das eigene Notizbuch aufräumt, denn hier müssen die Werte der gesammelten Karten lückenlos aufsteigend sein.
Spätestens ab der zweiten Partie aber lichtet sich der Nebel. Aus Problemen werden Lösungen, aus Hindernissen Chancen. Dieses Duell mit Durchblick ist unterm Strich nicht nur optisch sehr gelungen, sondern auch spielerisch reizvoll. Und lädt immer wieder ein, gleich mehrere Partien hintereinander zu spielen.
„Stellar“ von Matt Riddle & Ben Pinchback (Schwerkraft); für 2 Spieler ab 10 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 25 Euro.
Nett 
Kennerspiel
Besprechung mit vergünstigtem Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.