Moderne Spiele werden international vermarktet. Den Titel müssen daher alle Menschen verstehen können, aber Text auf dem Spielmaterial ist schlecht. Das müsste in jeder Sprache neu gedruckt werden. Also verwenden Verlage Symbole. Bei „Time Division“ geht das leider schief.
Bei diesem Spiel für genau zwei Personen haben wir jeder eine Zeitagentur und versuchen, in drei Runden Figuren aus dem Alten Ägypten, dem Mittelalter und den 80er Jahren zu gewinnen. So wollen wir „Kontrolle über die Zeitlinie“ erringen. Auch Begriffe wie „Vergangenheit“ oder „Unabhängigen-Stapel“ machen den Einstieg nicht leicht.
Die spielerische Grundstruktur ist so simpel wie schlau: Beide Kontrahenten bekommen die Hälfte der Karten eines Zeitalters. Sie ziehen deren drei, werfen eine ab, überlassen eine dem Gegner und behalten eine selbst. Zu Rundenbeginn kennt man also die halbe Kartenhand des Gegenübers.
Beide spielen nacheinander eine Karte aus. Wer die mit dem höheren Wert spielt, entscheidet, welche der beiden Karten Siegpunkte im Einflussbereich ihres Besitzers bringt. Die andere Karte wird in die „Vergangenheit“ abgeworfen. Doch zuvor, und das ist der Clou bei „Time Division“, wird dafür ihre Funktion aktiviert.
Da tauchen abgelegte Karten wieder auf, Punkte des Gegners werden abgeworfen oder Karten neu aktiviert. Die Kartenfunktionen passen immer neu und anders zusammen. In den nur wenigen Kartenduellen pro Zeitalter kann man dem Gegner so manches Schnippchen schlagen. Das ist gelungen.
Leider hakt es aber am Zugang. Um die Kartenfunktionen zu erlernen, müssen die gefühlt zahllosen Symbole wie Vokabeln einer Fremdsprache gepaukt werden. Zwar sind die Karten alle in der Anleitung erklärt, doch das Nachschlagen kostet anfangs viel Zeit. Das hat nahezu allen meiner Mitspieler eine intensive Beschäftigung mit „Time Division“ früh verleidet. Viele wollten schon nach dem ersten Zeitalter nicht mehr.
Das Spiel ist nur etwas für hartnäckige Zocker, die das immer wieder miteinander spielen. Die entdecken dann auch die spannenderen Kartenfähigkeiten in den Zeitaltern zwei und drei. Ich musste sie nach längerer Spielpause aber wieder komplett neu lernen. Und das reizt mich nun nicht mehr.
„Time Division“ von Alexander Schreiber (Heidelbär Games); für 2 Spieler ab 12 Jahren, ca. 20-60 Minuten, ca. 29 Euro.
Geht so Könnerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.