Gold hinter trister Fassade
Die Gilde der fahrenden Händler

Das jetzt zum Kennerspiel des Jahres nominierte „Die Gilde der fahrenden Händler“ war 2023 eines meiner Lieblingsspiele. Zu meiner eigenen Überraschung: Denn die Grafik ist ziemlich eintönig, das Material mehr als fummelig und viel zu klein. Außerdem sind die Münzen dummerweise nur einseitig bedruckt. Aber jedes Mal, wenn ich es spiele, bekomme ich schweißnasse Hände.

Wir schicken auf unserer eigenen Landkarte Kundschafter aus, um Handel zu treiben. Dabei legen wir Ketten von Spielsteinen auf den Plan: über See, über Land, im Gebirge. Wohin genau, bestimmen Spielkarten, die einzeln nacheinander aufgedeckt werden. Wir wissen zwar genau, welche Landschaftskarten im Spiel sind und können so ein wenig planen. Doch in welcher Reihenfolge tauchen sie auf? Werden wir in dieser Runde die weiter außen liegenden, aber lukrativen Bereiche unsere Landkarte noch erreichen?

Das Pfiffige ist, dass nach jeder Runde alles wieder abgeräumt wird und wir wieder auf der Insel im Zentrum starten. Haben wir aber eine Landschaft auf unserer Karte komplett besiedelt, bauen wir dort ein Dorf. Das bleibt stehen, von ihm aus können wir in der nächsten Runde starten und so schneller Städte verbinden, Schätze heben und Türme anschließen. Dazu gibt es in jeder Partie wechselnde Ziele und variable Landkarten.

Und wer gerne bei den Mitspielern alles abguckt, schaut hier in die Röhre: Bald schon bekommen wir persönliche, stärkere Karten, die wir clever nutzen können. Dann sind unsere Landkarten komplett unterschiedlich, und der Wettlauf beginnt. Während der eine noch etwas ausbauen möchte, bevor seine Sonderfähigkeit aktiviert wird, hofft die andere vielleicht, dass die jetzt bitte sofort auftaucht.

Man möchte gar nicht mehr aufhören zu spielen. Schade, dass der Verlag nicht mehr daraus gemacht hat. Die Abrechnerei mit den identisch aussehenden Münzen ist umständlich und bremst das Spiel aus. Das Material selbst ist etwas zu groß für die Landkarten geraten – oder diese sind zu klein. Hinter der tristen Fassade ist das Spiel selbst aber pures Gold. Vielleicht bringt es der Verlag für die nächste Auflage etwas mehr zum Glänzen.

„Die Gilde der fahrenden Händler“ von Matthew Dunstan & Brett J. Gilbert (Skellig); für 1-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 45 Euro.

nett           Kennerspiel

Besprechung mit Kaufexemplar

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