Übertriebener Minimalismus
Age of Galaxy

Leistete es sich bis in die Nullerjahre noch so mancher Verlag, mehr Luft als Material in den Spielekarton zu packen, so ist der Trend nun genau andersherum. Gut gefüllt sollte eine Spielebox sein, und wenn möglich auch klein und kompakt. Der Verlag ICE MAKES aus Hongkong presst mit „Age of Galaxy“ ein ausgewachsenes Strategiespiel in eine Mini-Schachtel. Mit allen Konsequenzen.

Wir sind unterwegs im All. Jede Runde dringen wir weiter vor und besiedeln Planeten, die sich, wie alles andere auch, auf Briefumschlag-großen Karten befinden. Für unseren Flug sollten wir zudem die Fähigkeiten auf unserer Spieltafel verbessern. Punkte können wir sammeln durch Siedlungen, geborgene Relikte, gehandelte Waren oder durch Schlachtschiffe, mit denen wir den Mitspielern Planeten abnehmen.

„Age of Galaxy“ ist kein Kriegsspiel  Doch wer zu wenig Schutzschilde hat, steht bald blank da. Und eine große Flotte bringt vielleicht auch Punkte. Wir spielen hier insgesamt nur fünf Runden, und in jeder haben wir gerade einmal drei Aktionen zur Verfügung. Wir setzen ein Würfelchen ein, um unsere Fähigkeiten zu verbessern oder um Aktionen zu machen. Viele verschiedene gibt es – und auch dafür liegen eng bedruckten Karten für alle in der Mitte aus.

Bald mangelt es uns deshalb an Übersicht: Die kleine Schrift zu lesen ist schwierig, vor allem über Kopf. Manche Symbole sind zu ähnlich, um sie zu unterscheiden. Und die Punkteinformationen für die Schlusswertung befinden sich auf der Rückseite einer Tafel, die wir während der Partie für anderes brauchen.

So ist die erste der anspruchsvollen Partien ein Blindflug ins All. Erst danach merken wir, wie variabel „Age of Galaxy“ ist. Denn wir haben auch noch kleinere Spielkarten, die wir ausspielen dürfen, um Rohstoffe zu generieren oder für uns eine eigene Schlusswertung festzulegen. Dies zu verstehen ist angesichts der ungeschickten Begriffswahl rund um die eigene „Ideologie“ anfangs nahezu unmöglich.

Man hätte sich vom deutschen Vertriebspartner Asmodee gewünscht, das Spiel hier sorgfältiger zu überarbeiten. Denn Potential hat „Age of Galaxy“. Wenn man es jetzt nach einer packenden Partie wieder in den winzigen Karton gefummelt hat, weiß man nicht so genau, ob man angesichts der Mängel beim nächsten Mal wieder einen glatten Einstieg findet. Bei allem Respekt: Der Leitgedanke des Minimalismus scheint hier dann doch übertrieben.

„Age of Galaxy“ von Jeffrey CCH (ICE MAKES); für 1-4 Spieler ab 12 Jahren, ca. 45-60 Minuten, ca. 30 Euro.

nett           Könnerspiel

Besprechung mit Kaufexemplar

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