Jahreszeiten? Wirklich?
Shifting Seasons

Das hübsche Schachtelbild von Grafikerin Amarins de Jong macht neugierig: Was steckt hinter „Shifting Seasons“? Die vier Jahreszeiten in den Ecken versprechen hier reichlich Bewegung. Doch auf der Rückseite der Packung spricht der Verlag ehrlicherweise von einem „abstrakten Plättchen-Schiebespiel“. Und das ist es auch, bei allem Grafikzauber.

Unsere persönliche Spielertafel glänzt hingegen leer mit dem Charme einer Excel-Tabelle. Hier sollen wir im Partieverlauf 24 Jahreszeiten-Plättchen möglichst schlau auf die 6×6 Feldern verteilen. Am Rand liegen vier Karten mit Wertungsvorgaben. Nur Plättchen, die wir in einer der Wertungen unterbringen, zählen.

Es gilt also, die Plättchen mit Bedacht zu wählen. Dazu spielen wir in der Mitte so etwas wie „Das ver-rückte Labyrinth“: Auf der Schachtel thront eine Spielfläche, in die wir auf einer der vier Seiten ein neues Plättchen hineinschieben. Dasjenige, das auf der Gegenseite herausrutscht, legen wir bei uns an. Aber nicht irgendwo: Jeder der vier Ausgänge in der Mitte zeigt eine Zahl – und das Plättchen kommt nun in das entsprechende Segment auf unserem persönlichen Plan.

Weil es dort auch noch Ablegeregeln gibt und wir die Wertungskarten nicht aus den Augen verlieren sollten, passt die Altersangabe „ab 8 Jahren“ nicht. „Shifting Seasons“ ist eine Tüftelei. Es dauert, bis jemand eines der drei ausliegenden Plättchen wählt, passend einschiebt und das herausgeschobene Plättchen bei sich ablegt. Ich spiele „Shifting Seasons“ deshalb am liebsten zu dritt, denn dann dauert es nicht zu lange. Dennoch ist der Weg zum Spielende erstaunlich weit, sehr gleichförmig und mäßig aufregend. Emotionen gibt es nur, wenn jemand einem ein dringend benötigtes Plättchen wegschnappt.

Auch die Abrechnung am Ende ist nicht einfach. Häufig wird etwas übersehen. Oder man merkt, dass man eine der vier Wertungen doch nicht so ganz verstanden hat. Und nun offenbart sich auch noch ein Grafikproblem: In der Farbe Lila sind die Markierungen für doppelt so wertvolle Plättchen nur schlecht zu erkennen. Das ist schade. Wer ruhig vor sich hinspielen möchte, sollte das sonst aber vom Material her gelungene „Shifting Seasons“ einmal ausprobieren. Aber um Jahreszeiten geht es hier wirklich nicht.

„Shifting Seasons“ von Kirsten Hiese (Edition Spielwiese); für 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 45-60 Minuten, ca. 40 Euro.

Geht so           Familienspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

Spieleautorin Kirsten Hiese habe ich im April 2024 in einem Fernseh-Beitrag für die WDR-Sendung „Lokalzeit OWL“ porträtiert.

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