Auktionsspiele haben oft einen schweren Stand. Was soll ich bieten? Und wie soll ich erahnen, wie die anderen sich bei der Versteigerung verhalten? Während erfahrene Zocker Spaß daran haben, übt das Genre auf Gelegenheitsspieler nur wenig Anziehung aus. Helfen kann da anscheinend „Score 5“: Die Regeln sind übersichtlich und das Ziel auch. Man muss halt was draus machen.
Alle starten mit einem Satz Karten in fünf Farben, die die Werte von 5 bis 25 zeigen. In der Tischmitte werden im Laufe des Spieles zwölf deutlich höherwertige Karten aufgedeckt und einzeln versteigert. Wir bieten verdeckt auf sie. Der Clou bei „Score 5“ ist die Abrechnung: Wie der Titel schon sagt, kommen nur fünf Karten in die Schlusswertung. Und zwar unsere jeweils beste in jeder der fünf Farben.
Daraus ergibt sich, dass wir Karten von Farben, die wir mehrfach haben, in unsere Gebote stecken sollten – sie zählen am Ende sowieso nichts. Es gilt wie sonst auch: Wer das höchste Gebot abgibt, bekommt die Karte in der Mitte, alle anderen erhalten ihre Gebote zurück. Und sogar mehr als das: Das höchste Gebot wird nun aufgeteilt, die gebotenen Karten gehen an die anderen am Tisch. Zuerst aussuchen darf, wer das zweithöchste Gebot abgegeben hat, danach der mit dem dritthöchsten. Bis alle Karten wieder auf den Händen der Spieler sind.
Es reizt sehr, auch mal ein hohes Gebot auf eine Karte abzugeben, die man nicht unbedingt braucht. Aber vielleicht lässt sich ja reiche Beute machen, wenn man eben nicht gewinnt und als Zweitbester zuerst auswählen darf? Das kann natürlich auch in die Hose gehen. Dann sind die eigenen Karten weg und man hat dafür nur eine erhalten. Sehr schlau ist es , dass als letzte Karte im Spiel stets ein Farbjoker versteigert wird. Der passt meist bei jedem, weshalb dies noch mal ein echter Höhepunkt zum Schluss ist.
Bei gleich hohen Geboten entscheidet über den Gewinn übrigens die zusätzliche, kleine Auktionszahl auf den gebotenen Karten. Diese ist umso höher, je kleiner ihr eigener Kartenwert ist. Es lohnt sich also, seinem Gebot auch mal eine kleinere Zahlenkarte beizumischen, um bei eventuellen Gleichständen die Nase vorn zu haben.
Auktionsprofis und Strategen stört der große Glücksanteil: Wer nur eine einzelne hohe Karte bieten und sich dadurch verbessern kann, hat einen klaren Vorteil. Denn für die anderen wird so kaum Beute verteilt, was die Idee abwürgt, dass sich alle ein wenig verbessern. Für Könner ist „Score 5“ deshalb schnell ausgespielt. Einsteiger haben es schnell verstanden und spielen flüssig mit. Es wird die Furcht vor Versteigerungen nicht heilen. Aber soweit lindern, dass sie mitzocken, dafür reicht es schon.
„Score 5“ von Philip DuBarry (HCM Kinzel); für 2-5 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 12 Euro.
geht so Familienspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
Aktualisierung 5.11.2024: In einer früheren Fassung des Textes hatte ich geschrieben, die Auflösung eines Gebotsgleichstandes sei in der Anleitung nicht eindeutig geregelt. Das ist nicht korrekt, der Regelpassus ist eindeutig. Ich habe die Passage im Text oben korrigiert.
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.