Es gibt Dinge, die bekommt man einfach nicht aus dem Kopf. Bei mir ist das so, wenn ich das Wort „Kaninchen“ höre. Dann muss ich immer sofort an Berti Vogts denken. Ich kann einfach nicht anders. Vielleicht bietet mir ja das Kartenspiel „Kaninchen“ einen Ausweg.
Ökosysteme in Kartenrastern sind momentan groß in Mode, Autor Giampaolo Razzino geht einen anderen Weg. In seinen Spielen gestalten wir stattdessen Bauernhöfe. Nach dem Spiel „Hennen“ legen wir in dem etwas anspruchsvolleren „Kaninchen“ jetzt einen Hof mit 3×3 Langohren aus. Dabei zeigt sich, dass die flauschigen Mümmelmänner ziemlich bockig sind.
Geben wir nicht das passende Zubehör wie Möhren, Pellets oder Heu aus, dürfen wir sie nicht in unseren Hof ausspielen. Und die Vierbeiner stellen auch noch Ansprüche: Jede Karte sagt genau, wie ihre Nachbarschaft beim Ablegen aussehen muss. Also dürfen orthogonal keine Rammler oder weiße Kollegen sitzen oder es muss unbedingt ein rotes Kaninchen ausliegen.
Am Zug haben wir drei Optionen. Wir verbessern unsere Kartenhand durch den Tausch mit der Mitte und bekommen zusätzlich Futter. Alternativ setzen wir passende Kaninchen in die Auslage oder aktivieren unseren Hof. Jede Karte zeigt eine Wertungsmöglichkeit. So manche können wir zwischendurch auslösen, auch das bringt Nahrung oder neue Karten.
Außerdem können wir Kaninchen in externe Gehege auslagern, was Punkte kostet, wenn sie da bei Spielende noch hocken. Wir können Kaninchen auch wieder verkaufen, was Platz schafft für lukrativere Karten. Das sorgt für Bewegung und viele Optionen. Legt einer die neunte Karte in seinen Hof, endet eine Partei nach einer halben Stunde.
Dieser Wettlauf könnte spannend sein, wenn das Material passen würde. Leider sind die Karten mit Symbolen und Text überfrachtet. Viele Zeichen sind in farbige Blöcke gedruckt und dort ebenso schlecht lesbar wir die Schrift – vor allem, wenn die Karten in der Mitte verkehrt herum liegen. Die Farben braun und schwarz sind fast nicht zu unterscheiden.
Das Übermaß an Informationen kann man so kaum verarbeiten. Nimmt jemand dann Karten aus der Mitte und legt dort neue Tiere aus, beginnt das Gucken und Analysieren von vorn. Zu viert hat „Kaninchen“ deutliche Längen. Am besten geht es zu zweit, wenn beide nebeneinander sitzen. Bleibenden Eindruck hat es bei mir nicht hinterlassen. Ich werde wohl weiter an Berti Vogts denken.
„Kaninchen“ von Giampaolo Razzino (Kobold); für 1-4 Spieler ab 12 Jahren, ca. 20-35 Minuten, ca. 25 Euro.
geht so Kennerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.