Beinahe hätte ich eine der spannendsten Neuheiten des Herbstes übersehen. Auf der Schachtel von „Bomb Busters“ hantieren Comic-Figuren an Kabeln herum. Wenn das mal gut geht! Dahinter steckt ein cleveres, kooperatives Deduktionsspiel, das mich jedes Mal aufs Neue unter Strom setzt.
Auf kleinen Bänkchen stellen wir verdeckt Pappstreifen auf, aufsteigend mit den Zahlen von eins bis zwölf. Die Mitspieler sollen erahnen, welche Zahl wo ist. Wie das geht? Anfangs kennzeichnen wir alle jeweils einen Streifen, indem wir einen Marker mit der passenden Zahl davor legen.
Das hilft in den ersten Zügen. Denn wir sollen alle Kabel durchschneiden, die Bombe so entschärfen. Das müssen immer zeitgleich Kabel von zwei Streifen mit gleichen Zahlen sein. Ich darf aber nur ein Kabel bei einem Mitspieler durchschneiden, dessen Zahl ich auch auf meinem Bänkchen sehe. Klappt das, werden die Plättchen offen vor den Bänken ausgelegt. So entstehen Lücken und man kann weiter kombinieren, wer wohl welche Zahl hat.
Einige wenige Fehler hat die Gruppe frei. Auf keinen Fall sollte man aber rote Kabel durchtrennen. Dann geht die Bombe sofort hoch. Wer alle seine übrigen Kabel durchschnitten hat, deckt zuletzt – sofern vorhanden – sein rotes Kabel auf. Gelingt dies jedem unfallfrei, ist die Partie gewonnen. Da wir uns unterwegs nicht absprechen dürfen, muss man gut aufpassen. Jeder hat eine Joker-Aktion, mit der man einfacher nachfragen kann. Und wir können besondere Ausrüstungsgegenstände freischalten, mit denen sich auch scheinbar unlösbare Aufgaben knacken lassen. Gelingt dies, ist das ungemein befriedigend.
Dass ich bei diesem Spiel nicht sofort zugegriffen habe, liegt an der Optik und am Thema. Bombenentschärfung als Brettspiel fühlte sich irgendwie nicht gut an. Doch der passende Comic-Stil macht uns hier eher zu tolpatschigen Entschärfern a la Ghostbusters. Unterzeile: „Sie wollten das beste Team … man hat EUCH geschickt!“ Damit komme ich gut klar. Hier kann ich auch lachen, wenn es mal rumst.
Und es geht weiter, immer weiter. In fünf verschlossenen Boxen warten fast 60 weitere Missionen, mit überraschenden Ideen und neuen Aufgaben. Mich hat es jedenfalls gepackt, ich möchte sie spielen. Alle.
„Bomb Busters“ von Hisashi Hayashi (Pegasus); für 2-5 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20-40 Minuten, ca. 35 Euro.
schön Familienspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.
Klasse Spiel. Erinnert phasenweise an das ebenso brilliante Hanabi, ist aber für meinen Geschmack zugänglicher und weniger stressig. Schön ist, dass das Spiel so viele verdeckte Kommunikationskanäle aufzeigt. Was wurde gefragt? Was wurde NICHT gefragt? Wann wurde etwas gefragt?
Kleine Unschönheit: Damit das Spiel richtig brilliert, braucht man mindestens 4 Leute und am besten eine feste Gruppe, die sich nach und nach reinfuchst. Aber dann geht es wirklich ab, denn über mehrere Partien bildet sich in der Gruppe eine Art unausgesprochene Konvention heraus die mich ein bisschen an den subtile Bietvorgang bei Bridge erinnert.
Trotzdem: Für mich ein früher SdJ Kandidat.