Das soll funktionieren? Wirklich? Beim Kartenspiel „The Gang“ wird kooperativ gepokert. Pokern allein ist schon nicht jedermanns Sache. Aber das hier kann wirklich funktionieren. Und dann ist es absolut faszinierend!
Jeder am Tisch bekommt zwei Karten verdeckt auf die Hand und soll sie einschätzen: Wird daraus ein gutes oder eher ein mieses Pokerblatt? Gesprochen wird während der Partie nicht, kommuniziert wird stattdessen über Pokerchips. Wer tolle Karten hat, schnappt sich einen hohen, wer schlechte, einen niedrigen. Die anderen sortieren sich dazwischen ein.
In drei weiteren Runden werden in der Mitte erst drei, dann eine und nochmals eine Karte aufgedeckt. Das kennt man aus „Texas Hold´em“ Poker. Mit diesen kombinieren wir unsere Handkarten im Geiste zu Pokerkombinationen und machen nach jedem Aufdecken eine weitere Aussage. Aus schlechten werden so manchmal gute Blätter, plötzlich schnappen andere nach den höchsten Chips.
Das Geniale an „The Gang“ ist, dass man mit etwas Übung erkennen kann, wer wohl was auf der Hand hat. Manchmal wandern die Chips minutenlang hin und her, werden anderen weggenommen und zurückgeholt. Was will man uns damit sagen? Anhand der Farbe der Chips kann man nachhalten, wer sich in welcher Runde wie einschätzt – und wann sich etwas ändert.
Als Höhepunkt decken nach Runde vier alle nacheinander, beginnend mit der niedrigsten Einschätzung, ihre Karten auf. Haben sich alle nun genau passend einsortiert, ist der Durchgang gewonnen. Drei davon braucht es, um „The Gang“ zu gewinnen. Macht jemand einen Fehler, gilt das als Verlust. Symbolisiert wird dies durch Karten mit Warnlampen, Siege durch geöffnete Tresore. Die Rahmenhandlung um eine Gang, die gemeinsam Tresore knackt, ist dünn. Sie wird thematisch ein wenig durch Zusatzkarten aufgefangen, die die Denkaufgabe leichter oder schwieriger machen sollen. Das ist zwar hübsch, Puristen spielen „The Gang“ aber lieber ohne Zusätze.
Menschen, die dem Pokern nichts abgewinnen können oder keine Relationen für ihre Kartenhand entwickeln, können mit diesem Spiel nichts anfangen. Runden aber, die sich gemeinsam eingetaktet haben, bietet sich hier eine beeindruckende Spielidee. Je mehr mitmachen, umso schwieriger wird es. Bei mir hat es jedenfalls „klick“ gemacht, ich bin jederzeit wieder dabei.
„The Gang“ von John Cooper & Kory Heath (Kosmos); für 3-6 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 20 Euro.
schön Kennerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.