„Das ist dein Mojo-Moment!“, sagt der Packungstext. Das muss doch was Tolles sein, oder? Also arbeiten wir beim gelungenen Kartenspiel „Mojo“ genau darauf hin. Um dann festzustellen: Wir lösen zwar für alle am Tisch das Finale aus, sind aber selbst nur noch Zuschauer. Mojo als Anästhetikum also.
Das knackige „Mojo“ ist bei mir momentan eines der meist gespielten Spiele. Hier zocken Grundschüler ebenso wie die Generation 80+ gerne mit. Weil es so eingängig und kribbelig ist. Wir wollen von unseren anfangs acht Handkarten so wenige wie möglich übrig behalten. Denn am Schluss zählen die Zahlenwerte darauf Minus.
Unser Zug ist simpel und sofort verstanden: Wir spielen eine Karte auf den Ablagestapel. Ist unsere Zahl niedriger als die davor, passiert nichts. Ist sie höher, ziehen wir eine Karte nach. Ist sie gleich, sind wir nochmals an der Reihe, können so gleich mehrfach hintereinander ausspielen. Das wars. Aber es kommt ja noch der Mojo-Moment.
Sobald wir nach dem Ausspielen nur noch drei oder weniger Karten auf der Hand halten, nehmen wir nicht mehr aktiv am Spiel teil. Wir legen unsere Karten verdeckt auf den Tisch und decken am Zug immer eine auf. Sind alle aufgedeckt, endet eine Runde. Haben wir danach die wenigsten Punkte – nur die höchste Karte jeder Farbe zählt – ist alles gut. Sonst bekommen wir zehn Miese extra.
Dieser Wechsel in die passive Altersteilzeit ist der Knackpunkt im Spiel. Wer dabei nicht drei niedrige Karten auf der Hand hatte, wird sicher eingefangen von den Nachbarn, die kalt lächelnd weiter ihre Karten optimieren. „Mojo“ ist spannend: Bleibt genug Zeit, hohe Karten loszuwerden? Kann ich vielleicht sogar mehr Karten abspielen und lege dann nur zwei Restkarten oder gar eine verdeckt auf den Tisch? Dann bleibt für die anderen kaum noch Zeit. Wer alle Handkarten ablegt und die Runde sofort beendet, erlebt wirklich einen Mojo-Moment.
Eine Partie dauert fünf Minuten, nach knapp zwanzig Minuten hat jemand insgesamt 50 Minuspunkte und es ist Schluss. Bis dahin liefert „Mojo“ Spannung und Emotion ohne viel Grübeln. Deshalb hat es das Zeug zum Dauerbrenner. Wer mehr Kontrolle über das Spiel haben möchte, der nutzt die schlaue Variante mit zwei Ablagestapeln. Leider sind die Karten dünn und labberig, knicken sehr leicht und lassen sich nur schwer mischen. Der Verlag sagt in der Anleitung, man habe „ein Qualitätsprodukt gekauft“. Wenn dem so wäre, gäbe es für „Mojo“ hier sogar noch einen Punkt mehr.
„Mojo“ von Antoni Guillen (Pegasus); für 2-8 Spieler ab 8 Jahren, ca. 20-30 Minuten, ca. 13,50 Euro.
nett Familienspiel
Besprechung mit Kaufexemplar
Hinweis: Das Spiel ist nur im stationären Fachhandel erhältlich.
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.