Seit gut einem Jahr beschäftigt mich das erstaunliche Kartenspiel „Faraway“. Denn es macht mir einen Knoten im Kopf. Eigentlich sammle ich hier nur acht Karten und möchte damit viele Punkte machen. Gewertet wird aber „rückwärts“. Jetzt ist „Faraway“ endlich auch in deutscher Sprache erschienen. Und noch immer gerate ich durcheinander.
Im Spiel sind Landschafts-Karten mit den Zahlen von 1 bis 68. Drei davon haben wir auf der Hand. In jeder der acht Runden spielen wir eine Karte vor uns aus und bilden damit eine Reihe. Danach bekommen wir eine neue Karte aus der Mitte. Der Clou ist: Wir spielen die Karten von links nach rechts aus. Wenn dann am Ende gewertet wird, zählen wir aber von rechts nach links!
Das bisschen reicht schon, um ins Tüfteln zu geraten. Wie kommt man hier an Punkte? Klar ist, dass wir die Karten mit den hohen Werten früh ausspielen sollten. Damit sie auch zählen, müssen wir bis zum Spielende weitere Karten mit dazu passenden Symbolen sammeln: Steine, Schimären oder Disteln. Haben wir nicht genügend zusammen, punktet unsere wertvolle Karte eben nicht.
Die Symbole befinden sich vor allem auf den Karten mit den kleinen Zahlenwerten. Warum diese also nicht einfach am Ende der Runde spielen? Weil wir sonst wichtige Belohnungen verpassen! Zum einen bekommen wir, wenn wir Landschaftskarten mit aufsteigenden Zahlen ausspielen, Extra-Kärtchen, sogenannte „Heiligtümer“. Die bringen starke Vorteile. Und zweitens dürfen diejenigen, die niedrige Karten ausspielen, früher eine neue Landschaft aus der Mitte wählen. Irgendwie möchte man beides zugleich – und das geht nicht.
Das Spielende ist so einfach wie ungewöhnlich: Wir verdecken alle unsere Karten und decken nur die letzte ganz rechts auf: Bekommen wir dafür Punkte? Wahrscheinlich nicht, weil wir die Bedingung darauf kaum erfüllen. Aber vielleicht ja danach beim Aufdecken der vorletzten oder drittletzten Karte? Denn jetzt zählen alle Symbole und Effekte rechts von der Karte mit, die wir gerade werten.
Dieser einfache Effekt ist überraschend und sehr reizvoll. Wie bekomme ich es hin, dass meine Pläne vom Anfang aufgehen? Werde ich noch genügend Karten mit den passenden Symbolen nachziehen? „Faraway“ ist simpel und vertrackt zugleich – und kann mit bis zu sechs Personen gespielt werden. Verstanden ist das Prinzip erst nach einer Proberunde. Dieses großartige Spiel hat das Zeug zum Dauerbrenner.
„Faraway“ von Johannes Goupy & Corentin Lebrat (Kosmos); für 2-6 Spieler ab 10 Jahren, ca. 25 Minuten, ca. 20 Euro.
Schön Familienspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.
Besser kann man eins meiner aktuellen Highlights nicht beschreiben!
Danke für eine weitere super strukturierte, schön formulierte und unterhaltsame Spielebesprechung!