Noch mehr Geschenktipps, diesmal für Familien. Die Jury Spiel des Jahres hat 2024 zwar zwei herausragende Spiele ausgezeichnet. Doch das Spiel des Jahres „Sky Team“ geht nur zu zweit und das Kennerspiel „e-Mission“ ist recht anspruchsvoll. Deshalb hier Spiele, die auch in Normalbesetzung unterm Tannenbaum gut funktionieren.
- Nervenkitzel beim Entschärfen: Bomb Busters
- Gefühl bei der Wegbeschreibung: Word Traveler
- Überblick beim Landschaftsbau: Faraway
- Zockerei beim Märchenerzählen: 3 Chapters
- Intuition beim Pokern: The Gang
- Spielen mit dem Wissen: The Knowledge
Nervenkitzel beim Entschärfen: Bomb Busters
Das clevere, kooperative Deduktionsspiel „Bomb Busters“ setzt uns jedes Mal unter Strom. Auf kleinen Ablagebänkchen stehen verdeckt Pappstreifen, aufsteigend mit den Zahlen von eins bis zwölf. Die Mitspieler sollen erahnen, welche Zahl wo ist, nacheinander alle Kabel durchschneiden und so eine Bombe entschärfen. Stets werden Kabel von zwei Streifen mit den gleichen Zahlen gekappt. Klappt das, kann man weiter kombinieren, wer wohl welche Zahl hat. Wird aber das rote Kabel durchgeschnitten, geht die Bombe sofort hoch. Da unterwegs nicht gesprochen werden darf, muss man gut aufpassen und sich zwischen den Partien ein wenig absprechen. In verschlossenen Boxen warten weitere Missionen mit überraschenden Ideen und neuen Aufgaben. Ein großartiges Spiel.
„Bomb Busters“ von Hisashi Hayashi (Pegasus); für 2-5 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20-40 Minuten, ca. 35 Euro – mehr zum Spiel
Gefühl bei der Wegbeschreibung: Word Traveler
Das originelle „Word Traveler“ nimmt uns in gleich vier Weltstädte mit. Wir sollen in diesem kooperativen Wortspiel die Gruppe auf dem 7×7 Felder großen Stadtplänen auf unsere Fährte locken. Jedes Feld zeigt Sehenswürdiges: Gebäude, Menschen oder Speisen. Wir legen Orte fest, die wir nacheinander ansteuern wollen. Dazu wählen wir aus zehn Karten mit Worten wie rund, erfrischend, elektrisch oder gefährlich aus. Möchte ich in London zum Riesenrad „London Eye“, so wäre „rund“ ein guter Tipp. Und Big Ben? „Altmodisch“ vielleicht. Wir dürfen mehrere Begriffe pro Ort verwenden. Dann diskutieren die anderen, wohin wir bei unserer Stadtrundfahrt wohl möchten. Verstehen sie uns? Eine richtig schöne Spielidee für wortgewandte Reisefans.
„Word Traveler“ von Thomas Dagenais-Lespérance (OfficeDog); für 2-5 Spieler ab 10 Jahren, ca. 30-45 Minuten, ca. 40 Euro – mehr zum Spiel
Überblick beim Landschaftsbau: Faraway
Das erstaunliche Kartenspiel „Faraway“ macht uns einen Knoten im Kopf. Wir sammeln hier nur acht Karten, um zu punkten. In jeder Runde spielen wir eine vor uns aus und bilden damit eine Reihe von links nach rechts. Wenn dann am Ende gewertet wird, zählen wir aber von rechts nach links! Deshalb sollten wir die Karten mit hohen Werten früh ausspielen. Denn damit sie auch zählen, müssen wir bis zum Ende weitere Karten mit dazu passenden Symbolen anlegen. Die gibt es vor allem auf Karten mit den kleinen Zahlenwerten. Wer die aufsteigend ausspielt, bekommt allerdings starke Extra-Kärtchen. Das großartige „Faraway“ ist simpel und vertrackt zugleich – und kann mit bis zu sechs Personen gespielt werden. Verstanden ist das Prinzip nach einer Proberunde.
„Faraway“ von Johannes Goupy & Corentin Lebrat (Kosmos); für 2-6 Spieler ab 10 Jahren, ca. 25 Minuten, ca. 20 Euro – mehr zum Spiel
Zockerei beim Märchenerzählen: 3 Chapters
Das Kartenspiel „3 Chapters“ ist ungewöhnlich und witzig. Auf den Karten tummeln sich Märchenfiguren von Pinocchio bis hin zum Riesen. Wer in einem Stich die höchste Zahl ausspielt, bekommt einen Stern. Unser Blatt dafür stellen wir uns im ersten Kapitel selbst zusammen. Wir bekommen Karten, behalten eine und geben den Rest weiter. Mit insgesamt sieben gehen wir ins Stichspiel in Kapitel zwei. Im dritten zeigt sich dann, wie gut unsere Truppe harmoniert. Schneewittchen steht auf Zwerge, dafür gibt es Extrapunkte. Und ist die Prinzessin mit dem großen Drachen in einer Mannschaft, hagelt es Pluspunkte. Bei „3 Chapters“ hoffen wir immer, dass wir eine bestimmte Karte noch bekommen. Oder dass sie jemand ausspielt. Das funktioniert prima in großen Gruppen. Aber auch zu dritt, da wir hier vorher mehr Karten ansehen dürfen.
„3 Chapters“ von Joe Hout (Amigo); für 2-6 Spieler ab 10 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 15 Euro – mehr zum Spiel
Intuition beim Pokern: The Gang
Beim Kartenspiel „The Gang“ wird kooperativ gepokert. Jeder am Tisch bekommt zwei Karten verdeckt auf die Hand und soll sie einschätzen: Wird daraus ein gutes oder eher ein mieses Pokerblatt? Gesprochen wird nicht, kommuniziert wird stattdessen über Pokerchips. Wer tolle Karten hat, schnappt sich einen hohen, wer schlechte, einen niedrigen. In drei weiteren Runden werden in der Mitte Karten aufgedeckt. Mit diesen kombinieren wir unsere Handkarten im Geiste zu Pokerkombinationen und machen nach jedem Aufdecken eine neue Aussage. Mit etwas Übung kann man erkennen, wer wohl was auf der Hand hat. Haben sich alle passend einsortiert, ist der Durchgang gewonnen. Drei davon braucht es, um in „The Gang“ Tresore zu knacken und zu gewinnen. Runden, die sich aufeinander eingestellt haben, bietet sich hier eine beeindruckende Spielidee.
„The Gang“ von John Cooper & Kory Heath (Kosmos); für 3-6 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 20 Euro – mehr zum Spiel
Spielen mit dem Wissen: The Knowledge
Beim originellen Wissensspiel „Knowledge?“ zocken wir mit unserem gemeinsamen Wissen. Unser Spielstein soll die fünf virtuellen Gegner überholen. Pro Runde werden sechs Quiz-Karten gezogen: „Die Fellfarbe von Pikachu“, „Die kleinste Primzahl“, „Der 1. Buchstabe des Spitznamens von Michael Jordan“. Die Lösung ist also stets eine Farbe, eine Zahl oder ein Buchstabe. Eine davon ordnen wir unserem Spielstein zu. Den Gegnern überlassen wir dagegen Karten, die sie eher ausbremsen, denn erreicht einer vor uns das Ziel, haben wir verloren. Neben dem Quizzen ist das schlaue Verteilen der Antworten genauso wichtig. Das macht „Knowledge“ für Gelegenheitsspieler nicht einfach. Die Aufgaben der 630 Quizkarten sind clever ausgedacht. Heterogene Gruppen haben dank unterschiedlicher Wissensgebiete gute Chancen.
„Knowledge?“ von Peer Sylvester (Edition Spielwiese); für 2-6 Spieler ab 12 Jahren, ca. 45-60 Minuten, ca. 29 Euro – mehr zum Spiel
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.