Wenn Spielefans von „Eisenbahnspielen“ sprechen, sollte man besser gleich Urlaub einreichen. Denn die Ideen mit dem Streckenbau, dem Fahren der Loks und dem Transport der Güter ist meist so komplex, dass man Stunden um Stunden spielt. Es geht aber auch anders: „Cube Express“ komprimiert diese Aufgaben so gelungen, dass man sich nach einiger Zeit erschrocken fragt: „Wie, es ist gleich schon vorbei?“
Denn zu tun gibt es auch hier einiges: Jede Runde erweitern wir das gemeinsame Schienensystem in der Mitte um ein weiteres quadratisches Plättchen. Anschließend fahren wir mit unserer Lok darüber, halten an den verschiedenen Stationen kurz an und führen dort unsere Aktionen aus. Abschließend nehmen wir ein neues Plättchen und können darauf wetten, ob uns bestimmte Dinge während der Partie gelingen.
Das hört sich einfach an. In „Cube Express“ sind die Aufgaben allerdings sehr mit einander verwoben. Baue ich einen neuen Bahnhof, bekomme ich am Ende dafür sehr viele Punkte. Ich darf ab sofort mehr Ressourcen lagern und meine Lok darf ein Feld weiter fahren als bislang. Allerdings muss ich den Bahnhof mit sauer verdienten Dividenden-Steinen bezahlen. Die bekomme ich, wenn ich meine kleinen Würfel als Passagiere in den Bahnhöfen der Mitspieler aussteigen lasse. Baut die Konkurrenz selbst einen neuen Bahnhof, können sie den auch mit meinen Passagieren bezahlen, die ich dann als Dividenden zurückerhalte.
Die leider etwas zu großen Würfelchen haben zahlreiche weitere Funktionen: Ich markiere mit ihnen Produktionsstätten für Holz, Kohle oder Eisen, wenn ich sie ans Streckennetz anlege und übernehme. Versorgen sich die Mitspieler dort mit Material, steigt mein Aktienkurs. Die Ressourcen transportieren wir in Fabriken, für die Anlieferung gibt es Siegpunkte und weitere Kurssprünge. Bald wird das Schienennetz sehr groß. Lohnt es sich, noch ein zweite Lok zu bauen, um flexibler zu sein?
Überraschend bald kommt es aber zum oben erwähnten Ausruf: Der Nachziehstapel der Streckenplättchen schmilzt schnell, wir haben nur noch wenige Züge. Ist „Cube Express“ deshalb zu kurz? Nein, das ist es nicht. Hier lernt man, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Vielleicht, den Mitspielern so tolle Streckenteile vor die Nase zu bauen, dass sie alle dort vorbeifahren müssen – und uns zugleich Ertrag einbringen. Durch die wechselnden Zielkarten ist in diesem Eisenbahn-Sprint für reichlich Abwechselung gesorgt. Ich bin jedes Mal gern wieder dabei.
„Cube Express“ von Orlando Sá (Spielefaible); für 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 40-80 Minuten, ca. 50 Euro.
schön Kennerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.