Psst! Leise! Wir sind in den „Whispering Woods“ unterwegs. In diesem Kennerspiel sind wir Tiere, die einen eigenen Wald bauen und dabei Wege anlegen, die sie selbst nutzen werden. Und warum leise? Ganz einfach: Hier wird mächtig gegrübelt, und unser Hirn schuftet dabei wie ein Presslufthammer.
Dabei sieht das alles so lieblich aus: Die Illustrationen von Weberson Santiago sind wieder einmal wunderschön. Ein eigenes Tier hockt anfangs auf einer Lichtung. Drumherum soll Wald werden. Deshalb nehmen wir uns reihum immer zwei Hex-Plättchen aus der Auslage in der Mitte und basteln sie an unseren privaten Forst.
Aber nicht einfach so! Alle Plättchen zeigen eine von sechs Farben. Ganz klein darauf außerdem eine Kombination von bis zu fünf Farbmarkierungen. Unser Ziel ist es, sie mit unserem Tier in genau dieser Reihenfolge abzulaufen. Dann zählt das Plättchen Punkte.
Das erfordert aber, dass wir benachbart entsprechend passend weitere farbige Plättchen arrangieren. Und: Unser Hase, Bär, Hirsch oder Frosch bekommt als nächstes immer die Aufgabe, die auf dem Endplättchen eines absolvierten Weges steht. Es sei denn, wir greifen nur ein Plättchen aus der Auslage und setzen ein neues Tier zum Start darauf. Vier Viecher haben wir.

Das ist generell eine gute Idee: Denn nur einen Weg zu laufen ist nicht effizient. Wer mehrere, am besten vier oder fünf in einem Zug erledigt, bekommt satte Bonuspunkte. Also wird gewartet, um gleich einen ganzen Parcours anzulegen. Denn dadurch setzt man auch die anderen unter Druck: Haben wir genügend Aufgaben erfüllt, ist Schluss. Dann zählen die Punkte auf den Plättchen.
„Whispering Woods“ scheint niedlich zu sein, ist aber Hochleistungssport für unsere grauen Zellen. Bitter ist es, wenn wir eine bestimmte Farbe dringend brauchen, die aber nicht auftaucht oder uns von den anderen dauernd weggeschnappt wird. Dann wird es finster im Wald. Man kann zwar für einen Punkt Abzug ein gewonnenes Plättchen wenden und darf dafür die Material-Auslage in der Mitte erneuern. Aber auch das klappt nicht immer.

Zum Glück dauert „Whispering Woods“ nicht allzu lang, es sei denn, man operiert mit komibinierfreudigen Mitspielern in einer Viererrunde. Am besten ist es zu zweit. So kann man gleich noch eine weitere Partie spielen, und das möchte man meist auch: Die Plättchen sind dick, die Tiere hübsch, alles fasst sich prima an und steckt in einer kleinen, Platz sparenden Box. Man wünschte sich daher nur, „Whispering Woods“ wäre trotz der tollen Optik spielerisch nicht so abstrakt und technisch.
„Whispering Woods“ von Cristian Bustos & Bernardo Vasquez (Wonderbow); für 1-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 30 Euro.
nett
Kennerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.