Auch heute ein König
- Königreich Legacy

Heute passiert hier etwas Ungewöhnliches: Ich stelle ein Spiel für genau eine Person vor. Wer mich kennt, weiß, dass ich nur ungern solo spiele. Ich sitze viel lieber mit anderen zusammen am Tisch. Aber das erstaunliche Kenner-Kartenspiel „Königreich Legacy“ hat mich dann doch gepackt.

Über 130 Karten stecken in dem kleinen Pappkarton, in Partie eins brauche ich nur die ersten zehn. Mischen, vier Karten ziehen und auslegen. Was mache ich damit? Ich gründe mein persönliches Königreich, baue Burgen, stelle Menschen in meinen Dienst. Dazu brauche ich Ressourcen. Die finde ich auf den Karten.

Jedes Mal, wenn ich eine Karte verbessere, drehe ich sie um 180 Grad. Sie ist dann stärker. Für eine weitere Verbesserung wende ich sie auf die Rückseite, wo ich sie dann meist nochmals drehen kann. Nach drei Verbesserungen ist die Karte richtig stark. Sie muss dann nur noch rechtzeitig auftauchen, damit ich Holz, Steine oder das Geld auch einsetzen kann.

Dass die Rahmengeschichte meines wachsenden Königreichs so großartig funktioniert, ist das Geniale an „Königreich Legacy“ – und so ein Wort nutze ich nur höchst selten. Ich kann einen Baum aus dem Wald nehmen, den Wald aber auch langfristig bewirtschaften. Kann Steine klopfen oder eine Mine ausbauen. Kann raubeinige Burschen bekehren, die zu meinen Knappen werden. Und kann immer größere und bessere Gebäude bauen.

Nach jeder Partie kommen zwei weitere Karten in mein Deck. Da sie sorgsam nummeriert sind, setzt sich eine kleine Geschichte fort. Es kommen auch schlechte Zeiten, die ich nur mit Militär oder anderen Hilfen bewältigen kann. Und wenn mir die Auslage von nur vier Karten nicht passt, ziehe ich halt zwei weitere vom Nachziehstapel, und vielleicht nochmal zwei. Wer allerdings sein Deck dauerhaft so durchheizt, kommt kaum voran: Sobald nur eine Karte verbessert wird, müssen alle anderen abgelegt werden.

Ich möchte hier nicht zu viel verraten, aber ich war selten so gespannt, wie es in einem Spiel wohl weiter geht. Welche Karten kommen noch, wie werde ich am Ende abschneiden? Und dann ist alles vorbei? Eben nicht. Es gibt besondere Karten im Spiel, mit denen ich in meinem eigenen Königreich noch eine Fortsetzung erlebe. Drei Varianten sind dafür in der etwas labberigen Box, und natürlich gibt es viele Erweiterungen zu kaufen.

Das hat was von Sammelkartenspiel, was ich eigentlich auch nicht mag. Und dennoch rupfe ich hier mit Spannung weitere Ergänzungspacks auf, freue mich über neue Karten und denke mir: Was wäre wohl gewesen, wenn ich an dieser einen Stelle zuvor etwas anderes getan hätte? Deshalb zwei Tipps. Erstens: „Königreich Legacy“ unbedingt ausprobieren. Und zweitens: Am besten gleich zwei Grundspiele kaufen. Damit das zweite Königreich später noch besser und schöner wird.

„Königreich Legacy: Feudale Welt“ von Jonathan Fryxelius (Schwerkraft); für 1 Spieler ab 12 Jahren, ca. 15 Minuten pro Partie, ca. 16 Euro.

schön            Kennerspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

3 Kommentare zu “Auch heute ein König
- Königreich Legacy

  1. Das klingt spannend! Frage:

    Ist das Spiel wiederverwendbar?

    Viele Legacy Spiele verändern oder zerstören gar das Spielmaterial. Kann ich „Königreich Legacy“ erneut spielen und somit Erweiterungen mit anderen tauschen oder weitergeben?

    1. Du kannst das Spiel nicht weitergeben, denn du baust ja dein persönliches Königreich. Du kannst es nach dem Durchspielen nur noch mit Erweiterungen fortsetzen und so weiter verändern. Karten, die aus dem Spiel gehen, werden zerstört: Man soll sie zerreißen, was die Endgültigkeit eigener Entscheidungen sehr eindrücklich macht. Jedes Spiel ist somit ein Unikat. Deshalb hat man auch das Bedürfnis, noch einmal vorn anzufangen und andere Entscheidungen zu treffen. Dazu benötigt man dann aber ein neues Spiel.

  2. Noch eine Bemerkung: Im Shop des Schwerkraft-Verlages heisst das Spiel Königreich Legacy – Feudale Welten. Das fand ich etwas verwirrend als ich eben danach gesucht habe.

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