Räuber als Sanduhr
Bremer Stadtmusikanten

Bislang war ich mir bei Grimms Märchen einigermaßen sicher bei Personal und Handlung. Doch Räuber bei den „Bremer Stadtmusikanten“? Stimmt ja: Die vier Musikanten übernahmen ein Haus im Wald von Hotzenplotz & Co. Die nun Obdachlosen bekommen im gleichnamigen Kartenspiel dafür einen neuen Job.

Mitspielen kann man hier aber auch ohne jegliche literarische Grundkenntnisse. Es reicht, wenn man Hund, Katze, Esel und Hahn sowie vier Farben unterscheiden kann. Nicht der Größe nach müssen die vier Tiere hier gestapelt werden. Dafür gibt es jetzt andere Regeln.

In der Mitte liegen vier Karten aus, an die wir reihum eine unserer Handkarten anlegen. Dadurch entstehen Kartenreihen. In einer Reihe darf kein Tier doppelt vorkommen und auch keine Farbe. Gelingt es uns, das vierte passende Tier in eine Reihe zu legen, bekommen wir diese und haben schon mal einen Siegpunkt.

Aber auch das Anlegen der dritten Karte in einer Tierreihe wird belohnt. Jetzt dürfen wir zusätzlich eine unserer Handkarten verdeckt vor uns ablegen. So bildet sich ein kleiner Packen Karten. Stecken in dem bei Spielende vier verschiedene Tiere, gibt es wieder einen Punkt. Die Tiere in unserem Stapel müssen dafür nicht mal verschiedene Farben haben.

Außerdem gibt es Joker, die wir nur als vierte Karte in eine Reihe ausspielen dürfen. Und zweifarbige Tierkarten, bei denen wir wählen, welche ihrer Farben und welches Tier wir davon nutzen. Auch diese Karten dürfen wir verdeckt vor uns ablegen. So legen wir stets aus und ziehen nach, bis überraschend der neunte Räuber auftaucht. Dann ist sofort Schluss.

Die Hotzenplotz-ähnlichen Herren dienen hier als Sanduhr fürs Spiel, denn sie werden, sofern sie gezogen werden, sofort aufgedeckt. Wir ahnen also, wie lange eine Partie noch dauern kann. Generell haben wir das Gefühl, dass das hier alles sehr flott abläuft – vor allem, wenn wir zu viert oder mehr spielen. Dann kommen wir nur recht selten an die Reihe.

Das ist in der Summe spielerisch so übersichtlich, dass sich Menschen, die regelmäßig spielen, davon kaum gefordert fühlen. Für sie ist „Bremer Stadtmusikanten“ aber nicht gedacht. Es richtet sich an Spiele-Einsteiger ab 7 Jahren. Dem Schachtelaufdruck „Ein fabelhaft einfaches Familienspiel“ mag man zustimmen, ich sehe es eher als ein Kinderspiel an. Mit ihm kann man Kinder nach einfachen Farb- und Memospielen sachte an schwierigere Spielideen heranführen.

„Bremer Stadtmusikanten“ von Torsten Marold (franjos); für 2-6 Spieler ab 7 Jahren, ca. 25 Minuten, ca. 15 Euro.

geht so          Kinderspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

Kommentare:

  1. Kinderspiel trifft es nicht ganz. Die Kinder sollten für das Grundspiel schon älter als 6 Jahre sein.
    Im Kindergarten hatten die Kinder schon Probleme mit der Beachtung beider Kriterien (Tier/Farbe).
    Ich sehe es eher als Familienspiel. Dies gilt noch mehr für die Variante „Räuber-Angriff“.

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