Ich mag Wortspiele. Auch wenn das so mancher hier vielleicht nicht vermutet. Also musste ich unbedingt einen Blick auf „Networds“ werfen, das einige Kolleginnen und Kollegen als „das heiße Ding“ identifiziert hatten. Was soll ich sagen? Es ließ mich dann doch kalt. Und ich mag wirklich Wortspiele.
Die Versuchsanordnung ist so einfach wie schlau: Jemand zieht eine Karte mit zwei Begriffen, entscheidet sich für einen und bewertet ihn. Und zwar in fünf Kategorien. Dazu liegen an einem billig wirkenden Pappbrett in der Mitte fünf Adjektive aus. Mit ihnen sollen wir unseren Suchbegriff qualitativ so einordnen, dass die übrige Runde ihn erraten kann.
In unserem Beispiel im Bild soll das Wort „Leuchtturm“ erraten werden. Dazu markiere ich mit kleinen orangenfarbenen Steinen einen Zahlenwert zu jedem Adjektiv: Wie sehr passt dieses zu meinem Begriff? Ein Leuchtturm ist „technisch“, also Höchstwert, eine 8. Für „weich“ gibt es hingegen eine 1. Eine Null gibt es ja nicht. Außerdem halte ich ihn für beeindruckend (7) und auch für menschenscheu (7), weil er an Stellen steht, wo kaum einer hinkommt und mit seinem Schiff sicher auch nicht hin will. Und „dumm“ ist er sicher nicht (2), außer, wenn das Licht ausgeht.
Werden meine Mitspieler das erkennen? Das Problem an der Sache ist jetzt, dass mein Leuchtturm zusammen mit vier anderen Begriffen gemischt wird. Die Runde muss also die anderen vier ausschließen, damit mein Leuchtturm übrigbleibt. Das ist erst einmal eine hübsche Aufgabe. Leider folgt nun für mich eine redaktionelle Panne: Reihum sollen die anderen einen unpassenden Begriff aussortieren (so ähnlich wie bei „Krakel Orakel“). Das kann klappen, nimmt aber den Spielspaß.

Denn eigentlich, und so habe ich das dem Frohlocken der Begeisterten entnommen, ist bei „Networds“ das Diskutieren über die Begriffe das Salz in der Suppe. Ist der Leuchtturm menschenscheuer als der Himalaya? Oder eine Rakete weicher als ein Leuchtturm? Da kann man vortrefflich drüber streiten – wenn man denn dürfte. Von Diskussion steht in der Anleitung aber nichts, sie wird gar unterbunden. Nur danach darf gesprochen werden.
Wie schade! Das gemeinsame Lösen und Diskutieren ist doch der Clou an diesem kleinen Spiel, man sollte daher selbständig die Regel ändern. Denn anleitungsgetreu darf man nur eine Karte entfernen: Ist das korrekt, ist der nächste dran. Macht einer einen Fehler, sind alle Punkte aus der aktuellen Runde weg. Doch die Punkte und die Wertung interessieren eigentlich niemanden. „Networds“ hat hier zu viele Regeln für einen einfachen, aber stimmigen Spaß bekommen. So ist es nur Durchschnitt.
„Networds“ von Mathias Spaan (Piatnik); für 2-5 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20 Minuten pro Partie, ca. 12 Euro.
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