Ärger mit der Zeitlinie
- Time Trouble

Alle spielen gleichzeitig und gemeinsam. Auf Zeit. Das schreckt mich nicht, denn meist geht es dann darum, sich durch Kommunikation zu koordinieren. In „Time Trouble“ reicht das aber nicht. Hier sollen wir Farbsymbole auf durchsichtigen Karten passend übereinanderstapeln, damit gleichfarbige Spielfiguren passend weit ziehen. In 40 Sekunden. Also in deutlich weniger, als es dauert, diesen Text zu lesen.

Nun steht auf der Packung Hans im Glück, und weil uns der Münchner Verlag in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nur sehr selten mit einer Griepe belästigt hat, wollen wir da mal mitspielen. Wir bauen also eine Laufleiste auf, über die die Figuren rennen sollen. Es tauchen Pyramiden auf, Dschungel, Großstädte. Sofern man dafür Augen hat. Selten hat mich eine unruhige Grafik mehr verwirrt.

Fokussieren wir uns auf die Laufleiste: Bugsieren wir eine der vier Figuren auf ein passendes farbiges Feld, schaltet sie Boni frei: öffnet Wege, heilt Wunden, bringt Energie. Und verhaftet Fluffys. Die hocken überall rum, machen Ärger „in der Zeitlinie“ und müssen eingefangen sein, wenn wir mit unserer Truppe auf die Ziellinie einbiegen.

Unterwegs sollten wir zusammen bleiben. Humpelt eine Figur hinterher, geht uns bald die Energie aus. Doch wie koordinieren wir das? Binnen 40 Sekunden müssen die ersten drei Spieler nacheinander eine Handkarte in den „Computer“ genannten Pappaufbau legen. Jeder am Tisch kann dann nachlegen oder es lassen. Sich dabei absprechen oder auch nicht. Danach wird gewertet. Nur die sichtbare Kreise auf den transparenten Karten zählen.

Die Figuren bewegen sich entsprechend viele Felder weit. Damit das nicht völlig erratisch geschieht, empfiehlt die Anleitung, vorher zu diskutieren, welche Figur wie weit laufen sollte und wie viele farbige Knubbel man dafür braucht. Das sollten wir auch zur Erinnerung markieren.

Dann starten wir den Timer und das Chaos beginnt. Manche reden, andere werfen Karten dazwischen. Wer nichts erkennt, ist raus. Wer Karten nicht im Kopf drehen kann, auch. Man hält sie dann über den Computer und blockiert anderen die Sicht. Man kann das lustig finden. Das ist es aber nicht.

Bei „Time Trouble“ ist nach nur wenigen Versuchen klar, ob die Runde Spaß an diesem Spiel hat. Und versucht, gemeinsam besser zu werden. Es hilft nur Training, um die aberwitzig kurze Spielphase zu meistern. Ein einziger Versager in der Runde kann alles zerlegen und fühlt sich selbst mies dabei. Die Grafik verstärkt noch das chaotische Spielgefühl. Für mich ist „Time Trouble“ nichts. Und gehört damit zu den seltenen Experimenten von Hans im Glück, die bei mir floppen.

„Time Trouble“ von Carlo A. Rossi & Alessandro Zucchini (Hans im Glück); für 2-4 Spieler ab 9 Jahren, ca. 25 Minuten, ca. 30 Euro.

bescheiden    Familienspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

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