Die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft zu verleugnen war schon immer ein Privileg der Herrschenden. Ob Viren oder Klimawandel, wir erleben es aktuell immer wieder. Und es gibt genügend Interessierte und bedingungslose Anhänger, die schlicht etwas anderes glauben wollen. Das hat Tradition: Wer sich in früheren Jahrhunderten gegen die allgemeine Lehre stellte, hatte schnell die Kirche am Hals. Das Brettspiel „Galileo Galilei“ erzählt davon.
Wir sind Astronomen, neben dem namensgebenden dieses gelungenen Könnerspieles sind auch Kopernikus, Bruno oder Kepler dabei. Sie geben uns im Fortgeschrittenenspiel Sonderfähigkeiten. Doch beginnen wir am Anfang: Fünf Planetenkarten liegen aus, darauf sind auch weitere Himmelskonstellationen, die wir entdecken wollen.
Dazu brauchen wir Würfel. Sie gibt es in den Farben rot, gelb und blau, miteinander kombiniert entsteht so auch grün, orange und lila. Mit Ihnen gelingt die Planetenbeobachtung, vorausgesetzt, wir haben die richtigen Farben und die richtigen Werte. Ein Teile des Spieles besteht daher darin, die Würfelwerte zu erhöhen, um unseren Blick in den Himmel quasi scharf zu stellen.

Dies gelingt uns thematisch sehr schön passend, indem wir unser persönliches Teleskop auf den Abendhimmel richten. Dort haben wir je Einstellung zwei Aktionen: Eine variable, mit der wir zumeist die Würfel verändern und die danach aus dem sichtbaren Bereich herausfällt und so unseren Abendhimmel ins Rotieren bringt. Und eine feste Aktion, die uns erlaubt, Planeten zu entdecken, aber auch Kometen und unsere Plättchen aufzuwerten.

Immer, wenn wir einen neuen Himmelsköper sehen oder über unsere Forschungsergebnisse an der Universität berichten, bekommen wir zwar Siegpunkte, aber die Kirche wird misstrauisch. Sie schickt uns rote Inquisitoren, die in unserem Keller auftauchen. Sie unterziehen uns immer wieder Befragungen, und wer hier nicht aufpasst, bekommt viele Minuspunkte. Wer die finsteren Gesellen aber rechtzeitig und mit Planung durch den eigenen Keller schleust, kann zum Spielende mit ihnen gleich dreifach punkten.

Man muss die Kirche halt zu nehmen wissen. Und die Mitspieler natürlich, die einem vielleicht die Planeten vor der Nase wegentdecken. „Galileo Galilei“ bietet viele Punktemöglichkeiten, und die Sonderfähigkeiten der genannten Astronomen sind später das Salz in der Suppe. Unterm Strich ist dies sowohl von der Spielidee als auch von der Optik her ein äußerst gelungenes Spiel, das erfahrenen Optimierern unbedingt ans Herz gelegt sei.
„Galileo Galilei“ von Thomas Holek (Frosted Games); für 1-4 Spieler ab 12 Jahren, ca. 60-120 Minuten, ca. 55 Euro.
schön
Könnerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
Eine ausführlichere Besprechung von mir zu „Galileo Galilei“ findet sich in der spielbox 1/2025.
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.