Jetzt also auch durchs Auenland: kooperativ – kennen wir. Legacy, also Fortsetzungsgeschichte – kennen wir auch. Und das alles als Stichspiel – Moment, da war was! Genau: „Die Crew“ sammelte 2020 den Kennerspielpreis für diese Idee ein. Es war klar, dass irgendwann auch andere Verlage diese drei Elemente mischen würden. So wie jetzt in „Der Herr der Ringe: Die Gefährten – Das Stichspiel“.
In dem länglichen Spielkästchen sind anfangs gleich zwei der drei Fächer gesperrt. Darin befinden sich Anweisungen für die Missionen 2 bis 18. Immer kommt eine kurze Story auf einer Karte dazu – und häufig neue Figuren aus der Tolkien-Saga. Das zieht Herr-der-Ringe-Fans an, weil sie die Romanvorlage wiedererkennen. Und es macht scheinbar einen großen Teil des Spielreizes aus.
Ich kenne nur die Filme und bin kein Fan. Ich lebe also vom eigentlichen Spiel und dem Mechanismus. Ein Stichspiel ohne Trumpf mit vier Farben, dazu fünf gold-gelbe Ringkarten, von denen zumindest Der Eine Ring den Stich macht, wenn der Ausspielende dies will. Ansonsten sind Aufgaben zu erfüllen, die uns die Kapitelkarte vorgibt. Meist stellt sie das mitwirkende Personal neu zusammen, das wir uns zu Rundenbeginn reihum aussuchen.
In der Regel haben hier Frodo und seine Kumpels ihren Auftritt, und jeder von ihnen hat ein persönliches Ziel. Nur wenn es uns gelingt, die Karten so auszuspielen, dass alle Charaktere am Tisch ihren Job erfüllen, sind wir eine Runde weiter und angeln uns das nächste Kapitelmaterial aus dem verschlossenen Kästchen. Das, verbunden mit der Story, macht Kennern Spaß.
Ich mag Stichspiele und finde die Aufgaben in „Die Gefährten“ durchaus herausfordernd. Es geht moderat los, steigt dann aber nach einigen Kapiteln in der Schwierigkeit rasant an. Wer keine Stichspielerfahrung hat und/oder kein Kartenglück, wird viele Anläufe brauchen, um weiter zu kommen. Aber in einer konstanten Runde, die Biss hat, ist das gut zu spielen.

Wegen der überraschenden Aufgaben soll hier nicht allzu viel verraten werden. Manche Kapitel gehen über gleich mehrere Partien, bis man alle Charaktere, die da ausliegen, entsprechend ihren Wünschen versorgt hat. Das ist hübsch ausgedacht. Ansonsten habe ich aber das Gefühl, das so schon mal gespielt zu haben. In „Die Crew“.
Weshalb meine Bewertung auch mit einem Vergleich endet. Ich bleibe lieber beim Vorgänger, genauer: bei dessen Nachfolger „Die Crew – Mission Tiefsee“, denn hier wurde das Spiel perfektioniert. „Die Crew“ hat zwar keine mich fesselnde Rahmengeschichte, ist aber vom Layout deutlich übersichtlicher gestaltet. Die Symbole auf den Karten sind eindeutig und erleichtern das Spielen.

„Die Gefährten“ arbeitet mit viel Rahmenhandlung auf den Karten und mit hübschen Grafiken. Leider kann ich so die aktuellen Aufgaben und Fähigkeiten der Charaktere nicht gut erkennen. Und da die Karten in jeder Partie zu anderen rotieren, muss ich ständig nachfragen. Das bremst erst die Übersicht, dann den Spielfluss und schließlich auch das Ergebnis. Dennoch sollte man mit der Hobbit-Crew einmal unterwegs sein, wenn man Stichspiele mag.
„Der Herr der Ringe: Die Gefährten – Das Stichspiel“ von Bryan Bornmueller (Office Dog); für 1-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 23 Euro.
nett
Kennerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.