Dies ist sicher eines der außergewöhnlichsten Spiele des Jahrgangs: In „Cut it“ befinden sich vier Scheren mit leuchtend gelben Griffen, mit denen wir unser buntes Spielblatt in neun Runden klein schneiden. Möglichst mit Plan: Denn danach müssen wir es wieder zusammenpuzzeln, nur halt anders. Klingt verrückt, ist aber so.
Pro Spielzug dürfen wir nur ein- oder zweimal schneiden. Gerade Schnitte bitte, dann fällt ein Stückchen von unserem Blatt ab. Das sollte aus zwei Gründen mit Bedacht geschehen. Zum einen zeigt das Spielblatt Diamant-förmige Puzzle-Punkte: Es macht Sinn, diese zu halbieren. Da wir nur über sie in Phase zwei der Partie unsere Schnipsel wieder zusammensetzen dürfen.
Zum anderen gibt es Pluspunkte, sofern wir einen guten Schnitt gemacht haben: Vier Würfel zeigen vor jeder Aktion, wie viele Felder welcher Farbe im abgetrennten Teil mindestens sein sollen. Boni gibt es, wenn wir das Ergebnis der vorherigen Zuges übertreffen. Oder dafür nur einen glatten Schnitt statt deren zwei benötigen. Je öfter das gelingt, desto größer wird die Belohnung.
Abgeschnittenes sammeln wir verdeckt vor uns. In Runde zwei drehen alle ihre Schnipsel um, die Sanduhr wird gestartet. Nun heißt es, alles wieder zusammenzusetzen, allerdings sollen die halben Diamanten jetzt so kombiniert werden, dass sie ganze Diamanten mit gleichfarbigen benachbarten Kästchen ergeben. Wer schnell ist, bekommt einige wenige Bonuspunkte. Wer es nicht hinbekommt, weil er zu lange braucht oder vorher zu dämlich abgeschnitten hat (zum Beispiel Schnipsel ohne Diamanten, also ohne Anlegepunkte) bekommt für jeden nicht verbauten so viele Miese, wie das Stück Felder hat.

Daraus ergibt sich: Man grübelt in Phase eins, wie man geschickt schnippelt und zugleich viele Punkte macht. Klar ist, wer hier nicht auch ordentlich Bonuspunkte einsackt, der ist weg vom Fenster. Danach ist das Spiel eigentlich gelaufen, die Rückrunde wirkt wie angenäht. Das Schnellpuzzeln fällt punktemäßig kaum ins Gewicht, man sollte lediglich vermeiden, zu viele Minuspunkte zu machen. An diesem Punkt geht „Cut it“ die Luft aus.

Die spektakuläre Spielidee, die Optik und das Material ziehen Spielefans magisch an. Der Schmerz, etwas zerstören zu müssen, verfliegt bald, wenn man sich vor Augen hält, dass ausgefüllte Spielblätter nach einer Partie ja auch weggeworfen werden. Doch es stellt sich kein dauerhafter Spielwunsch ein, dafür ist der Effekt nach einmaligem Erleben zu unbefriedigend. Und man wendet sich Konventionellerem zu. Kennen Sie Schnipp Schnapp?
„Cut it“ von Elisabeth & Günter Burkhardt (Game Factory); für 1-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20-30 Minuten, ca. 16 Euro.
geht so
Familienspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.