Schmetterlinge sind Flugkünstler. So lustig es aussieht, wenn sie durch den heimischen Garten schaukeln, so wundert man sich schon, wie die filigranen Tiere mit den vergleichsweise großen Flügeln bei höheren Windgeschwindigkeiten unterwegs sind. Im Kartenspiel „Blütenreich“ geht es um Schmetterlinge. Klar, dass ich das ausprobieren musste.
Die Anleitung bemüht sich um Atmosphäre: Die Karten, die wir vor uns ausspielen, sind unser „Garten“, die da offen in der Mitte liegen der „Himmel“ und die abgeworfenen der „Kompost“. Die Begriffe tauchen auch auf den Karten auf und verwirren anfangs. Wenn es denn sein muss. „Blütenreich“ ist auch so spielerisch dicht und hätte das gar nicht gebraucht.
Wir ziehen also eine Karte vom Himmel oder legen eine aus der Hand vor uns aus. Anfangs werden dies Blumen sein, denn nur, wenn die Wiese in unserem Garten wächst und gedeiht, lockt sie Schmetterlinge an. Heißt übersetzt: Sind genügend Blumen da, dürfen wir auch Schmetterlinge ausspielen. Der genügsame Distelfalter lässt sich bereits bei einem Blümchen nieder, der Große Kohlweißling möchte bereits drei Blumen sehen, der anspruchsvolle Admiral sogar deren fünf.
Der Clou ist, dass die Karten in „Blütenreich“ doppelseitig bedruckt sind. Die „Rückseite“ zeigt genau eine Blume, mit der wir unsere Wiese vergrößern können. Die „Vorderseite“ in der Regel einen Schmetterling, es kann aber auch eine Aktionskarte sein, die wir beim Aktivieren auf den Kompost legen. Oder eine Blume, die für unsere Wiese doppelt zählt. Die ist ein echter Glückfall und bringt uns schnell voran.
Denn „Blütenreich“ ist ein Wettlauf: Sobald jemand 15 Siegpunkte über Schmetterlinge gesammelt hat, ist sofort Schluss. Zusatzaufgaben bringen auch Punkte, aber nur dem, der eine bestimmte Anzahl bestimmter Flattermänner zuerst einsammelt. Das ist hübsch ausgedacht und dank wechselnder Aufgaben in jeder Partie anders. Man muss die anderen gut im Blick behalten, wenn man nicht überrascht werden will.

Tempo ist hier alles, wer trödelt, den bestrafen die Mitspieler. Größere Rückstände sind kaum aufzuholen. Deshalb sollte man die Texte auf den Schmetterlingskarten gut lesen. Einige von ihnen bringen Sondereffekte wie neue Karten oder Extrazüge ein. Damit lässt sich gut Tempo machen, das hebt „Blütenreich“ aber auch auf das Niveau eines anspruchsvollen Familienspiels.
Eine Partie dauert nur etwa 20 Minuten, und wie bei einem Kartenspiel üblich, kann das ganz schön an einem vorbeirauschen. Es ist aber kurz genug für eine zweite Runde mit neuen Zielen. Dazu kommen sehr schön illustrierte Spielkarten, mit denen man einiges lernen kann. Ich habe mich schon immer über Schmetterlinge in meinem Garten gefreut. Seit „Blütenreich“ schaue ich jetzt noch genauer hin.
„Blütenreich“ von Michael Lohde Andersen (Kosmos); für 2-5 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 15 Euro.
nett
Familienspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.