Nicht nur optisch düster
- Ape Town

In der Spielgeschichte rund um „Ape Town“ heißt es: „Mit Bananen ausgestattete Banden streifen durch die dunklen Gassen, auf der Suche nach attraktiven Umschlagplätzen.“ Nein, dies ist kein Zoch-Spiel. Auch bei Piatnik kann man absurde Geschichten. Und das alles, um ein recht konfrontatives Legespiel aufzupeppen.

Also bekommt das Ganze eine düstere Optik. Die sich bald als das Beste am Spiel herausstellen wird. Um den Spielplan herum liegen verdeckte Plättchen, maximal die ersten zehn sind offen. Darauf: Affen – Mandrills (Wert 3), Schimpansen (2) und Koboldmakis (1). Sind wir an der Reihe, nehmen wir den nächstbesten oder legen Geldbündel ab, wenn wir einen weiter hinten wollen. Denn die Affen dürfen wir nicht irgendwo hinlegen, nein, die Farbe auf dem Randfeld des Planes neben ihnen sagt an, in welches Stadtviertel wir sie legen müssen.

Wenn man sie dann neben die Bananenumschlagplätze packt – oder die Bananen neben bereits liegende Affen – gibt es Punkte. Das hätte eigentlich schon gereicht. Aber Spieleautor Reiner Knizia hat sich noch zwei weitere Umdrehungen ausgedacht. Wir können auch farblose Orang-Utans einsammeln und mit einer eigenen Farbscheibe markieren. Stellen sie später die Mehrheit in einem komplettierten Viertel, kassieren wir alle Affenpunkte nochmals.

Auch das wäre noch in Ordnung. Doch nun kommen die Kattas, auch weiß, auch zu markieren. Sie sollen einerseits die Punkte einsacken, wenn die Orang-Utans sich gegenseitig auspatten. Und sie bekommen auch noch die Punkte aus Nachbargebieten, sofern dort weniger Kattas … Hier ist der Punkt erreicht, wo jede Runde aussteigt, egal ob Einsteiger oder Vielspieler. Eine grandios unintuitive Wertung.

Denn wie soll man das anhand der begrenzten Einflussmöglichkeiten ans Laufen bringen? Manchmal fällt einem ein passender Affe in den Schoß, vielleicht muss man ein wenig investieren. Viel zu häufig aber schaut man die gesamte Partie über nur zu, wie andere Brauchbares einsacken. In aufmerksamen Runden sind vor allem Unzufriedenheit bis Frust vorherrschende Spielgefühle.

Das wird noch durch die Aufmachung des Spieles unterstützt. Denn es ist erstaunlich, wie schlecht „Ape Town“ produziert ist. Ein labberiger, bereits beim Öffnen eingerissener Karton, ein Haufen Pappmarker und dazu farbige Kunststoffchips, die so billig waren, dass man sie nicht mal vernünftig entgratet hat. Irgendwie ist das alles ein ziemlich bitterer Rücksturz in die 1990er Jahre.

„Ape Town“ von Reiner Knizia (Piatnik); für 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 33 Euro.

bescheiden        Familienspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

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