Ungewollte Gaben
- Crystalla

Um andere am Tisch mit einzubeziehen, greifen Autoren in ihren Spielen gern zu dem Kniff, dass man manchmal etwas abgeben muss, wenn man am Zug ist. Das gefällt nicht immer denen, die da spenden sollen. Im Legespiel „Cyrstalla“ ist es genau andersherum: Hier geben wir anderen, was sie nicht gebrauchen können. Das schafft Unruhe.

Eigentlich sieht alles friedlich aus: Wir sollen dreimal vier quadratische Kärtchen zu einem Kunstwerk aus Kristallen zusammenlegen. Auf den Karten befinden sich ein kleiner und ein großer Bogen, insgesamt sind sieben Farben im Spiel. Je nach Farbe sollen wir die Flächen einzeln sammeln oder zu einem großen Gebiet oder Muster zusammenlegen.

Bereits beim Einsammeln der Karten sind alle am Tisch eingebunden: Denn unsere drei Spielsteine bewegen sich auch in den Zügen der Mitspieler. Wer an der Reihe ist, nimmt alle Steine auf einer Startkarte auf, sofern ein eigener darunter ist. Dann zieht er wie bei „Mancala“ damit über die 3×3 Felder große Auslage und lässt auf jeder überquerten Karte ein Klötzchen liegen. Die Karte, auf die wir das letzte Klötzchen legen, nehmen wir auf und legen sie in unser eigenes Muster.

Wesentlich übler ist, was wir dabei unseren Mitspielern en passant und auch anschließend antun. Dadurch, dass wir ihre Steine versetzen, haben sie andere Startpunkte für ihren nächsten Zug. Und vielleicht sogar weniger: Denn wir können ja auch mehrere gleiche Klötze auf einem Kärtchen platzieren. Packen wir zwei gleichfarbige zusammen, haben wir eine Sonderaktion. Jetzt verschenken wir etwas.

Neben dem Spielfeld liegen kleine und große Kristallstücke. Wir suchen eines davon aus und geben es demjenigen, dessen Steine wir gedoppelt haben. Liegt Brauchbares aus, sacken wir es selbst ein. Den anderen „schenken“ wir aber Splitter, die überhaupt nicht bei ihnen passen: Sie müssen auf eingesammelte Karten gelegt werden, gleiche Farben dürfen sich nicht überdecken. Mit etwas Hingucken servieren wir unseren Mitspielern also Unverdauliches, das ihre Auslage stört.

Hier muss man entscheiden, ob man das spielen möchte. Ich mag diese Interaktion, dieses nicht so sichere, stille Vor-Sich-Hinbasteln, bei dem meinen Nachbarn völlig egal ist, was ich da tue. Andere stört es hingegen gewaltig, wenn jemand in ihrem Kunstwerk herumpfuscht. Oder bei Spielende, wenn man bereits fertig ist, und andere im Nachzug noch an unserer Auslage herumfummeln und uns Punkte klauen. „Crystalla“ sieht – bis auf die widerlichen Verpackungsaufkleber – hübsch aus, hat kurze Regeln und ist flott gespielt. Ich kann es empfehlen.

„Crystalla“ von Yoel Sayada, Renaud & Pierrick Libralesso (Schmidt); für 2-4 Spieler ab 8 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 27 Euro.

nett          Familienspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

Eine ausführlichere Besprechung von mir zu „Crystalla“ findet sich in der spielbox 3/2025.