Kurzreise mit Rind
- El Paso

Es gibt Spiele, die sind toll, man packt sie aber kaum mehr auf den Tisch. Weil sie so lange dauern und man die Regeln nicht mehr präsent hat. Das großartige „Great Western Trail“ ist so ein Fall. Es sind bereits zwei Nachfolgespiele erschienen, die ich aber nicht ausprobiert habe, weil ich schon zu Spiel 1 kaum komme. Doch jetzt gibt es „El Paso“, die Kurzreise mit Rind.

Das Spielprinzip und die Story sind identisch. Wir sollen mittels eines Deckbauspiels Rinder nach El Paso treiben. Dort zählen die verschiedenen Rindersorten, die wir bei unserer Ankunft auf der Hand haben. Dem Zufall wollen wir mittels guter Planung beikommen. Auf unserem Weg über den Spielplan können wir Handkarten für Geld abwerfen, Gebäude mit Vorteilen für uns bauen und unser persönliches Tableau weiter entwickeln.

Anfangs ist Geld Mangelware und es geht nur drei Schritte voran. Später werden unsere Einnahmen und unser Aktionsradius größer. Das ist gut, denn wir müssen Rinder kaufen und Personal anwerben: neue Cowboys, aber auch Handwerker zum Stadtbau oder Ingenieure für die Sonderaktionen mit der Eisenbahn.

Die Vereinfachungen zum Vorgänger sind gut gemacht. Nach etwas Regelarbeit spielt sich das erstaunlich flüssig in den angegebenen ein- bis eineinhalb Stunden, ohne dass man Wesentliches vermisst. Dennoch ist das alte „Great Western Trail“ gut erkennbar, das Spielgefühl wieder da. Das ist sehr gelungen, aber weiterhin nur etwas für erfahrene Spieler.

Der Verlag hat „El Paso“ in eine kleine Box gepackt, weshalb es sehr günstig ist. Auch das ist löblich. Allerdings stört Spiele-Ästheten einiges: Der Plan ist auf ein Tuch gedruckt und wellt sich sehr. Wen das nervt, der muss ihn vor jeder Partie bügeln. Denn die billigen Pappcounter verrutschen darauf, auch die Gebäude liegen nicht plan.

Das Material ist in der Summe sehr klein geraten und so auch die Symbole darauf. Das ist nach zwei, drei Partien alles verstanden, doch wer mit schnellem Blick etwas falsch interpretiert und seine Züge darauf aufbaut, ärgert sich. Hier stößt die finanzielle Optimierung an Grenzen. „El Paso“ selbst wird dennoch kaum im Regal versauern. Und vielleicht motiviert es sogar, sich in Zukunft auch mal wieder an den großen Bruder zu trauen.

„El Paso“ von Alexander Pfister & Johannes Krenner (Lookout); für 1-4 Spieler ab 12 Jahren, ca. 60-90 Minuten, ca. 30 Euro.

schön           Könnerspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

Ein Kommentar zu “Kurzreise mit Rind
- El Paso

  1. Spielerisch würde ich auch eine 5 zücken, aber das Material ist doch ein ziemliches Ärgernis.

    Die fipsigen Pappplättchen, der labberige Stoffplan und die im Vergleich zum restlichen Material absurd großen Pöppel, puh! Nicht mal für zwei Würfelchen pro Spieler hat es gereicht, auch da: bedruckte Pappe.

    Das alles trübt meine Spielfreude ästhetisch und vor allem vom Handling her. Also: ein Punkt Abzug!

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