Tetris verkehrt
- Balloon Pop

Wer öfter mal in Skandinavien Urlaub macht und dort in Geschäften einen Blick in die Regale mit Brettspielen wirft, entdeckt vor allem Quizspiele und einfache Wettrennen. Selten findet sich ein „Exit“ oder „Catan“. Seit Jahren müht sich deshalb die dortige Spieleindustrie, ein eigenes Spiel des Jahres zu kreieren. In Finnland fiel die Wahl 2023 auf das Familienspiel „Balloon Pop“, das jetzt auch in Deutschland erhältlich ist.

Wir spielen eine Art umgekehrtes „Tetris“: Wir lassen Viererblöcke mit vier Grundfarben nicht in unser persönliches Raster fallen, sondern aufsteigen. Schließlich geht es hier um Ballons. Bilden diese am Dach unseres Tableaus Gruppen mit mindestens vier zusammenhängenden, gleichfarbigen Ballons oder deren zwei mit einer Sondermarkierung, ploppen sie weg und bringen uns Punkte.

Vor jeder der acht Spielrunden werden so viele Viererblöcke aus Ballons ausgelegt wie Spieler am Tisch sitzen. Auf diese bieten wir verdeckt, alle haben einen identischen Kartensatz. Gebotene Karte aufdecken: Wer das höchste Gebot hat, wählt zuerst. Beim Nehmen darf die Reihung der Ballons nicht verändert werden.

Beim Einsetzen gibt es eine weitere Beschränkung: Ob wir den Block jetzt waagerecht oder senkrecht einsetzen dürfen, bestimmt ebenfalls die von uns gebotene Karte. Manche lassen uns die Wahl. Andere, die mit den niedrigeren Werten, verlangen aber, dass wir zuvor einen Ballon entfernen.

Danach steigen die Ballons nach oben auf und platzen gegebenenfalls für Punkte. Rutschen dadurch andere Ballons zu Vierergruppen zusammen, gibt es weitere Punkte. Da das so selten passiert, ist die Zusatzregel, dafür einen Punkt zu verteilen, durchaus sinnvoll. Bei Spielende zählen auch noch leer geräumte Spalten (ein Punkt) und leere Zeilen (drei). Wer also sein Tableau säubert, bekommt einen satten Bonus. Leider ist das kaum steuerbar und hängt sehr stark davon ab, was in den finalen Runden an Farben aus dem Beutel gezogen wird.

„Balloon Pop“ sieht dank der dicken, bunten Ballon-Würfel sehr hübsch aus, das Spiel scheint eingängig. Das ist es aber nicht. Die Verquickung von Wahl der Karte, Berechnen der Zugreihenfolge, Wahl der Viererkombo und Ort des Einsetzens ist eine lange Strecke, die im Kopf zurückgelegt werden muss, wenn man erfolgreich sein will. „Ab acht Jahren“ ist das nur wenig geeignet. Vor allem, weil die mäßig strukturierte Spielanleitung viele Fragen offen lässt. So wird man Brettspiele auch in Skandinavien nicht deutlich populärer machen.

„Balloon Pop“ von Mikko Punakallio (HCM Kinzel); für 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 40 Euro.

geht so          Familienspiel

Besprechung mit Rezensionsmuster

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