Gerade habe ich noch ein paar Meisenknödel rausgehängt. Es ist Anfang März, noch brauchen die bunten Flieger da draußen Unterstützung. Seit Herbst futtern sich bei mir und in den Nachbargärten Rotkehlchen, Spechte und Tauben durch den Winter. Manchmal ruft ein Käuzchen. Kein Wunder, dass ich das Kartenspiel „Birdie“ sofort ausprobieren wollte. Denn die Genannten sind die Hauptdarsteller in einem trickreichen Merkspiel.
Vier Tiere, vier Jahreszeiten – so lassen sich die 64 wunderbar gezeichneten Vogelkarten zusammenfassen. Die Illustrationen von Stefano Tartarotti sind großartig. Wenn die gefiederten Kameraden im Sommer schwitzen oder im Winter unter dem Schnee auf ihrem Haupt zittern, schmunzeln alle am Tisch. Auch das übrige Material des Spieles ist gelungen.
Wir ziehen eine von den offenen vier Vogelkarten und nehmen sie auf die Hand. Oder wir legen zwei ausliegende Karten auf unseren eigenen, verdeckten Stapel. Das erlaubt uns, weitere Handkarten verdeckt darauf zu legen. Der Clou ist, dass Vögel und Jahreszeiten sortiert abgelegt werden sollen. Viele Tauben oder Herbstkarten am Stück erlauben am Ende des Durchgangs eine hohe Wertung. Es versteht sich, dass wir unterwegs nicht in unseren Stapel hineinschauen dürfen.
Am Ende des Durchgang drehen wir den Stapel um und fächern ihn auf, ohne die Reihenfolge der Karten zu verändern. Jetzt müssen wir uns entscheiden: Werten wir eine Folge von Vögeln oder stattdessen lieber die Jahreszeiten? Eine Serie besteht aus mindestens zwei Karten.
Jede gewertete Serie bringt uns auf unserem Tableau Punkte, dazu ein Kreuzchen auf der Bonusleiste. Viele verschiedene Wertungen lohnen sich also. Wir sollten dabei beachten, dass wir im zweiten Durchgang Vogelarten und Jahreszeiten nicht ein zweites Mal werten dürfen. Das ist schon mal eine hübsche Aufgabe.

Wer die höchsten Wertung für eine Vogelart hat, dem flattert ein kleiner Kunststoffvogel für drei Bonuspunkte auf sein Tableau. Und wer bei einer Wertung noch Handkarten übrig hat, kann sie ausspielen, um Sonderaktionen zu machen: Eine Taube sorgt für weiteres Wertungskreuzchen, ein Rotkehlchen lässt uns eine Karte ziehen und einbauen, mit einem Specht dürfen wir sogar eine Karte in unserer Reihe umlegen. So wird aus dem hübschen, nach Kinderspiel aussehenden „Birdie“ schon etwas Denksport.

Nicht so geglückt ist die Ausstiegsregel aus einem Durchgang. Wer passt, bekommt pro noch im Spiel befindlichem Gegner zwei Punkte. Das ist viel, vor allem wenn der Nachziehstapel schmilzt. In ihm befindet sich eine Stoppkarte. Die hat aber eine andere Farbgebung und ist deshalb zu erkennen, wenn der Stapel verrutscht. Auch das Rundenende sorgt immer wieder für Nachfragen. Aber das ist auch die einzige Kritik an einem überraschenden, empfehlenswerten Spiel.
„Birdie“ von David Spada (Game Factory); für 2-4 Spieler ab 8 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 18 Euro.
nett
Familienspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.