„Das kann doch nicht so schwer sein!“ Einer meiner Lieblingssätze, wenn bei einem Merkspiel mal wieder etwas in die Hose geht. Momentan treibt mich das originelle Kartenspiel „Fischfutter“ wahlweise zu Höchstleistungen oder zur Weißglut – je nachdem, was ich gerade angestellt habe.
Reihum spielen wir unsere Handkarte mit Piranhas darauf in den Teich in der Tischmitte. Sie ist beidseitig bedruckt und zeigt insgesamt sieben Fische – allerdings auf jeder Seite in einer anderen Farbe. Legen wir eine Farbe in die Mitte, werden alle anderen Fische mit dieser Farbe auf die Rückseite gedreht. Jetzt wird es kritisch: Tauchen nach dem Umdrehen zehn oder mehr von den kleinen Rackern in einer Farbe auf, werden wir gebissen.
Hieran ist zweierlei außerordentlich realistisch: Piranhas treten gern in Schwärmen auf. Und natürlich helfen uns gegen die Bisse der gierigen Viecher die tollen Heftpflaster, von denen man uns bei Spielbeginn großzügig deren fünf zur Verfügung gestellt hat. Beißen mehr als elf Fische zu, brauchen wir allerdings gleich zwei Pflaster, knuspern mehr als 13 an uns herum, kostet uns das drei. Haben wir keine mehr, sind wir raus und der mit den wenigsten Wunden ist Sieger.
Das ist schon einmal ein hübsche Herausforderung. Damit die Schwärme nicht übermächtig werden, werden die gut Genährten vom letzten Schlachtfest sofort entfernt. Und damit auch die anderen Fischfarben auf den Rückseiten, die wir uns gerade gemerkt … Egal, nächste Runde. „Fischfutter“ ist schnell gespielt und lebt von der Schadenfreude. Umso mehr, je weniger man sich selbst merken kann.

Dass diese einfache Idee für die Spielnote „nett“ reicht, hat auch damit zu tun, dass „Fischfutter“ eine sehr pfiffige, kooperative Variante hat: Jetzt gibt es keine Pflaster mehr, alle laufen gemeinsam durch den Teich und versuchen, zu überleben. Immer mehr Piranhas rotten sich zusammen, doch nur die stärkste Fisch-Gruppe greift uns an. Wir müssen die oberste Karte vom Stapel in die Mitte legen und gemeinsam beraten, was wohl passiert. Gleich werden wieder Karten umgedreht: Welche Farbe ist dann die häufigste?

Wir können uns gegen eine Piranha-Art schützen, indem wir deren Farbkarte markieren. Klappt dies, wird gleich die nächste Karte gespielt. Und jetzt? Mit etwas Merkfähigkeit und vielleicht auch verteilten Merkaufgaben in der Runde kann der Schwarm in der Mitte locker auf eine zweistellige Zahl anwachsen, bevor uns das Aus ereilt. Das spielt sich deutlich anders als das Grundspiel und ist eine schöne Alternative. Und deshalb gibt es für „Fischfutter“ auch eine Empfehlung.
„Fischfutter“ von Michael Modler (Amigo); für 2-5 Spieler ab 8 Jahren, ca. 15 Minuten, ca. 12 Euro.
nett
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Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.