Unerklärlich niedlich
- Pura Vida

Ein Spiel braucht ein Thema und Tiere gehen immer. Also, dachte man sich wohl beim österreichischen Verlag Piatnik, stülpen wir dem cleveren Plättchensammel- und -legespiel „Pura Vida“ ein Tierthema über und schreiben „ab acht Jahre“ darauf. Das ist unerklärlich niedlich, denn es wird der schlauen Spielidee nicht gerecht. Auch redaktionelle Mängel sorgen dafür, dass hier viel Substanz liegengelassen wird.

Angeblich sammeln wir in Costa Rica Tiere wie Schmetterlinge, Schlangen, Faultiere, Tukane und Rotaugenlaubfrösche. Diese befinden sich auf quadratischen Plättchen, die wir von einem Spielplan in der Mitte nehmen. Dazu laufen wir auf diesem mit unserem Ranger im Uhrzeigersinn voran. Eingesammelte Plättchen legen wir in einer eigenen Auslage vor uns ab, um so einen „Nationalpark“ zu bauen.

Darin zählen gleiche Tiere in einer Zeile oder Spalte, aber auch gleiche Hintergrundfarben der Plättchen in diesen Ausrichtungen. Drei und vier gleiche Merkmale bringen nach dem Anlegen sofort zwei, alle fünf Merkmale sogar drei Punkte. „Pura Vida“ ist allein deshalb schon interessant, weil es ein Wettlauf ist. Wer so zuerst 20 Punkte erreicht, gewinnt. Das ist spannend.

Außerdem gibt es Punkte, wenn alle benachbarten Plättchen verschiedene Tiere und Hintergrundfarben zeigen. Eine Mischung von beidem bringt aber gar nichts. Das lässt uns beim Bewegen unsers Rangers tüfteln, ob wir weiter nach vorn springen sollen, um das perfekte Plättchen zu bekommen – und damit den anderen die Gelegenheit geben, alles andere langsam, aber sorgfältig einzusammeln.

Der Clou ist, dass wir die Tiere nicht einfach so anlegen dürfen. Pfeile auf ihren Plättchen zeigen, an welchen Seiten sie Kontakt zu unserem Nationalpark suchen. An diesem Punkt wird es so kniffelig, dass die Altersangabe einfach falsch ist. „Pura Vida“ beschäftigt auch gestandene Spieler prima. Wenn da nur nicht so viele Pannen wären.

Wer zuerst einen Ranger-Umlauf beendet, ist Startspieler der nächsten Runde. Ist das der Spieler links von mir, sitze ich ganz hinten. Na toll! Warum starten wir nicht in der Reihenfolge, in der wir eine Runde beenden? Empfehlen kann ich das Spiel vor allem zu dritt, zu viert ist es deutlich schwächer. Das liegt daran, dass die Plättchenanzahl im Spiel schlicht falsch bemessen ist. Wäre es nur eines mehr, könnte man eine Runde mehr spielen und käme öfter an die Reihe. So rauscht zu viert eine Partie nur an einem vorbei.

Das führt dazu, dass mancher chancenlos hinterherläuft, wenn man zu oft zum falschen Zeitpunkt in eine Runde einsteigen muss oder gar nichts Passendes mehr ausliegt. Das hätte einer Spieleredaktion zwingend auffallen müssen. Und: Musste beim günstigen „Pura Vida“ unbedingt so viel gespart werden? Der labberige Karton, war innen bereits beim ersten Öffnen eingerissen. Schade. Mit etwas mehr Liebe zum Spiel – und einem angemesseneren Thema – hätte das hier etwas werden können.

„Pura Vida“ von Ralf zur Linde & Carsten Rohlfs (Piatnik); für 2-4 Spieler ab 8 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 24 Euro.

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