Haie, Mochis und Gießkannen
- Neue Karten- und Würfelspiele für den Urlaub

Der Sommerurlaub naht. In den Koffer oder besser ins Handgepäck gehören kleine Spiele für den Zeitvertreib. Falls die Bahn ausfällt, der Flieger sich verspätet oder einfach nur schlechtes Wetter ist. Mit den folgenden Karten- und Würfelspielen kann man schnell losspielen. Und günstig sind sie auch noch.

Der Zweite ist der Erste: Right on Time

Das pfiffige „Right on Time“ ist momentan mein Favorit bei den Familien-Kartenspielen. Denn die Idee ist witzig: Wir versuchen unsere Karten loszuwerden, allerdings hat derjenige, der das zuerst schafft, nicht gewonnen. Vielmehr ist er aus der laufenden Runde raus. Dafür gewinnt dann, wer dies als Zweiter schafft! Also spielen alle schnell ihre Karten runter, wollen aber kurz vor Schluss lieber doch noch nicht fertig werden. Also bremsen alle. Ist aber einer unfreiwillig raus ist, wird es plötzlich wieder hektisch. Das macht richtig Spaß!

Im Spiel sind Karten mit den Werten von 1-7 und Sonderkarten, die ebenfalls Zahlen zeigen. Generell gilt: Wir dürfen auf den Stapel in der Mitte nur eine höhere Karte legen – oder zwei niedrigere bzw. Karten gleichen Wertes wie die zuvor ausliegende. So kann man langsam oder schneller spielen – sofern man die passenden Zahlen hat. Mit den Sonderkarten bestimmt man, wer als nächstes an die Reihe kommt oder Karten ziehen muss. Die Null kann immer gespielt werden und Joker sind auch im Spiel. Daraus ergibt sich eine turbulente Mischung mit einigen tollen Kniffen, die man dem kleinen Spiel so nicht zugetraut hätte. „Right on Time“ gehört in jedes Urlaubsgepäck.

„Right on Time“ von Tobias Tesar (Kosmos); für 3-5 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 9 Euro.

schön           Familienspiel

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Garten in der Dose: Ab ins Beet

Der Verlag Game Factory hat bereits ein ganze Reihe Minispiele in winzigen und prima schließenden Blechdosen herausgebracht – und sehr häufig sind richtig gute Ideen darunter. So auch das neue „Ab ins Beet“. Alle bekommen pro Zug drei quadratische Karten mit Gemüsebeeten: Tomaten, Paprika, Salat. Eine davon behalten wir, je eine „schenken“ wir unseren beiden Sitznachbarn. Wir bekommen von ihnen jeweils eine ihrer Karten zurück. Die drei Karten müssen wir jetzt ausspielen, und wir dürfen höchstens drei Beete zugleich auslegen. Das wiederholt sich alles so lange, bis jeder drei 2×2 Felder große Beete vor sich hat.

Wer die Wertung versteht, weiß, wie er sammeln muss: Ist die Umrandung des Beetes einfarbig, gibt es Punkte. Komplette Salatköpfe zählen, jedes Paar aus Paprika und Tomate auch. Dazu geben Tierkarten vor, welche Kombinationen Extra-Punkte bringen. So wird aus wenigen Karten doch etwas Tüftelei, ohne dass die aber zu Kopfschmerzen führt. Die Freude, wenn etwas klappt, ist groß, ansonsten dominiert die Schadenfreude, wenn der Nachbar Unbrauchbares einbauen muss. Verwirrend ist nur die Bonuswertung, bei der diejenigen zusätzlich Punkte bekommen, die sowieso vorn liegen. Die sollte man vielleicht streichen.

„Ab ins Beet“ von Daryl Chow (Game Factory); für 2-5 Spieler ab 8 Jahren, ca. 15 Minuten, ca. 9 Euro.

nett           Familienspiel

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Sag einfach, wir spielen Golf: Blanco

Seit „Skyjo“ sind Spiele des sogenannten „Golf“-Spielsystems bei uns wieder sehr beliebt: Wir haben jeder eine eigene verdeckte Auslage mit Zahlenkarten vor uns, die wir nacheinander aufdecken. Ziel ist es, Zeilen und Reihen gleichen Wertes zu konstruieren und so abzuräumen, um möglichst wenig Minuspunkte zu machen. Davon gab es zuletzt sehr viele Varianten. Dazu kommt nun das neue „Blanco“, das sehr flüssig läuft.

Anfangs haben wir hier 3×3 Karten, die wir abräumen müssen. Gelingt uns dies, bekommen wir noch einmal 4×3 Karten. Sind auch die weg, haben wir gewonnen. Anders ist bei „Blanco“, dass es nur waagerecht um gleiche Zahlen geht. Senkrecht nutzen wir die Farbe des Blitzes auf der Karte. Zieht er sich farbenrein durch eine komplette Spalte, verschwindet auch diese. Zudem haben wir mehr Spielkontrolle: Wir haben stets zwei Karten auf der Hand, bevor wir am Zug eine weitere aufnehmen. Damit lässt sich gut planen. „Blanco“ ist eine gute und schnelle Variante ohne viele neue Regeln.

„Blanco“ von Reinhard Staupe (Kendi); für 2-5 Spieler ab 8 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 13 Euro.

nett           Familienspiel

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Macht Appetit: Happy Mochi

Für alle, die es wie ich bislang nicht wussten: Mochi sind japanische Kuchen aus Klebreis, die vor allem zu Neujahr gefuttert werden. Man kann mit ihnen jetzt auch spielen: Im Kartenspiel „Happy Mochi“ klebt zum Glück nix. Außer unseren Handkarten, die wir loswerden wollen, aber Minuspunkte bringen, wenn wir sie noch haben, wenn jemand anderes fertig ist. Dazu legen wir zwei benachbarte Handkarten ab – je eine Karte auf die beiden Stapel in der Mitte. Gemeinsam zeigen sie eine neue zweistellige Zahl an. Je nach aktueller Spielphase muss unser Zahlenduo höher oder niedriger sein als das zuvor sichtbare.

Das ist deshalb kniffelig, weil wir unsere Handkarten nicht umstecken dürfen. Zum Glück dürfen wir irgendeine Kombination legen, falls unsere beiden Karten dieselbe Farbe zeigen. Zwei gleiche Zahlen passen auch immer. Da manche Karten zusätzlich Symbole haben, werden manchmal noch Karten gezogen oder weitergegeben. Hübsch ist auch, dass wir eine Karte vor uns als Reserve ablegen können, die keine Miesen zählt. „Happy Mochi“ ist eine kleine Zockerei und ganz simpel, wenn man die Ausspielregeln verinnerlicht hat. Dann bleibt Platz für Schadenfreude.

„Happy Mochi“ von Johan Benvenuto & Romaric Galonnier (Zygomatic); für 2-6 Spieler ab 8 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 12 Euro.

nett           Familienspiel

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Wissen mit Würfel: Quiz me 5

Darfs ein bisschen Quiz sein? Bei „Quiz me 5“ kann man die Schwierigkeit der Fragen für sich persönlich einstellen. Eine Kategorie wird vorgelesen – zum Beispiel: „Gesucht wird ein Tier“ – und jeder legt für sich heimlich fest, wie früh er mit seiner Antwort an die Reihe kommen will. Dazu stellt jeder mit einem Würfel eine Zahl ein. Der mit der höchsten Zahl darf dann zuerst antworten. Oder er muss es: Denn je höher das Gebot ist, desto allgemeiner ist der Hinweis, den man bekommt.

Für die 5 lautet er: „Hat 4 Beine und Fell“. Da hilft wohl nur Raten. Für eine 4 heißt er: „Es besitzt Krallen.“ Für eine 2 allerdings bekommt man den Tipp: „Es handelt sich um ein beliebtes Haustier.“ Haben vorher schon andere Tipps bekommen und falsch geraten, hat man jetzt sicher eine gute Chance. Fragen gibt es in acht Kategorien wie „Essen & Trinken“ oder „Film & Fernsehen“. Man muss nicht immer alles wissen, man muss nur sein eigenes Wissen gut einschätzen. Und hoffen, dass die anderen zu selbstsicher sind. Das bietet ordentliche Unterhaltung. Dass man allerdings bei einem gleich hohem Gebot auswürfelt, wer zuerst antworten darf, fühlt sich seltsam an.

„Quiz me 5“ von Jürgen Heel (Moses); für 2-6 Spieler ab 12 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 17 Euro.

geht so           Familienspiel

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Futtern mit Bob & Renate: Zwai

Wer das Kartenspiel „Zwai“ spielt, hat immer Zuschauer und Menschen um sich, die wissen wollen, wie es funktioniert. Das liegt an Bob und Renate: Die zwei großen Papp-Haie umreisen die Kartenauslage und sehen recht witzig aus. Sie können aber mehr: Sie fressen bei Rundenende alle Fische der Zeile oder Spalte, an der sie gerade stehen. Unser Ziel ist es, Fische aus unserem Kartensatz so anzulegen, dass sie eine der insgesamt drei Spielrunden überstehen, ohne verspeist zu werden.

Reihum wird eine Karte in die Mitte gelegt. Dabei entsteht eine vorgegebene Kartenauslage, in der Grundversion eine 4×4-Fläche. Nach dem Ablegen einer Karte wird ermittelt, auf welcher Achse aktuell die meisten Fische liegen. Dorthin werden Bob oder Renate versetzt. Da nur eine bestimmte Anzahl Karten pro Runde zur Verfügung steht, gerät man schnell in eine Zwickmühle. Das kann reizvoll sein, dann spielt man „Zwai“ gerne und tüftelt. Viel öfter ist man hier aber schlicht hilflos. Vor allem in der Viererpartei: Hier wechselt der Startspieler nicht und es beginnt dreimal dieselbe Person eine Runde. Das sollte man mit einer Hausregel korrigieren und zu Beginn nach links wechseln.

„Zwai“ von Dirk Baumann (Piatnik); für 2-4 Spieler ab 8 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 14 Euro.

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Mit Würfeln Blumen gießen: Volle Kanne

Spiele mit Thema verkaufen sich besser. Und so hat der Nürnberger Spielkarten Verlag aus der Würfelzockerei „Volle Kanne“ ein Spiel rund ums Blumengießen gemacht. Trotz Gießkannen vor jeder Zeile auf unserem Spielblatt und blauer Würfel fühlt sich das aber nicht so an. Man versucht, das Glück in einem recht abstrakten Spiel auszutricksen. Gelingt das, scheffelt man Punkte. Sonst zerlegt man sich aber alles selbst.

Alle werfen gleichzeitig ihren Würfel, nur der aktive Spieler hat zusätzlich einen dunkelblauen. Alle addieren die Augenzahl des eigenen und des dunkelblauen Würfels. Nur der aktive Spieler darf einen seiner Würfel nochmals werfen. Das Ergebnis muss eingetragen werden: Jede Zeile fordert eine bestimmte Augenzahl. Trifft man sie genau, gibt es Punkte, sonst aber Abzug. In manchen Zeilen braucht man dafür bis zu drei Würfelergebnisse. Pro Zug wird immer ein aktueller Wert in einem Feld notiert. So hat man anfangs große Pläne, die sich zum Ende hin aber meist zerschlagen. Das sorgt für kein positives Spielgefühl. Eine Aufgabe für Menschen mit Frustrationstoleranz bei wenig Spielraum.

„Volle Kanne“ von Sven M. Kübler (Nürnberger Spielkarten Verlag); für 1-4 Spieler ab 8 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 12 Euro.

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Nur Ja oder Nein: Flip 7

Und dann ist da noch „Flip 7“, das für mich völlig überraschend zum Spiel des Jahres nominiert worden ist. Das macht mich ratlos. Denn trotz des lautsprecherischen Aufdrucks „Das beste Kartenspiel aller Zeiten!“ ist das Gegenteil der Fall: Wir haben hier kaum etwas zu entscheiden, so gut wie keinen Einfluss auf das Spiel. Das Fehlen von Handlungsoptionen ist für mich kein Qualitätsmerkmal.

Kommen wir an die Reihe, sagen wir dem Geber, ob wir noch eine Karte wollen. Die legen wir offen vor uns aus. Alle Punkte unserer Auslage zählen für uns. Bekommen wir jedoch einen der Kartenwerte von 1-12 ein zweites Mal, verlieren wir alle Punkte. Wir können also bei „Flip 7“ nur Ja oder Nein sagen. Das ist bitter wenig. Das können die wenigen Bonuskarten und die drei Aktionskarten im Spiel nicht retten. Mal übersteht man so eine doppelte Zahl, mal kickt man einfach jemanden raus, mal dreht man zusätzlich drei Karten um. „Flip 7“ ist etwas für Nichtspieler, die sich keine Regeln merken wollen. Für mich ist es enttäuschend.

„Flip 7“ von Eric Olsen (Kosmos); für 1-6 Spieler ab 8 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 15 Euro.

bescheiden         Familienspiel

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