Ja, was ist denn das jetzt: ein Familienspiel oder doch ein Kinderspiel? Beim hübsch anzusehenden „Under the Mango Tree“ verschwimmen die Grenzen. In der prall gefüllten kleinen Schachtel finden sich 60 Kärtchen mit je zwei Abbildungen. Eine Karte suchen wir aus, den Rest geben wir weiter. Der Mechanismus nennt sich neudeutsch „Drafting“, und dieses Spiel ist eine Art Fahrschule dafür.
Jeder hat ein Tableau mit dem namensgebenden Mangobaum vor sich. Oben in der Krone ist Platz für Mangos und Loris genannte Papageien. Ihre Anzahl wird am Spielende multipliziert. Rechts an der Seite sammeln wir Landtiere, unterm Baum im Wasser Fische. Je mehr Gleiche an Land oder Verschiedene im See, umso besser.
Wir sollten also weise wählen, was wir behalten und was wir weiterreichen. Denn von dem, was wir abgeben, kommt nur sehr wenig wieder zu uns zurück. Welches Tier brauchen wir also besonders dringend, was verspricht Punkte? Und, wenn es denn schon egal oder zumindest gleichwertig ist – was braucht unser Sitznachbar? Das nehmen wir dann besser selbst.
Die dünnen Kärtchen sollen eigentlich von außen so unter das Baum-Tableau geschoben werden, dass nur eine der beiden Tierarten darauf zu sehen ist. Das klappt aber nicht gut. Es ist ein ziemliches Gefummel, alles richtig anzulegen, denn dauernd verschiebt sich etwas. Das ist schade – denn liegt alles perfekt, ist das dank der hübschen Grafik von Dennis Lohausen eine Augenweide. Rechts oben in der Ecke schwirren Bienen – haben wir mehr davon als unsere beiden Sitznachbarn, scheffeln wir Punkte.

Originell ist auch, dass wir Abfall wegräumen sollen. Stellen wir binnen der Spielrunden genügend Mülleimer auf, entfernen wir so das Müllplättchen von der Bank unter dem Baum und entdecken darauf eine freudig überraschte Gruppe Kurzschwanzkängurus. Das schaut man gerne an. Und spart so eine Menge Minuspunkte, die man bekäme, so man die Quokkas im Müll sitzen ließe.
Das ist alles gefällig, mechanisch bald verstanden und durch die Schlussabrechnung erfährt man, wie man es unterwegs hätte besser machen können. Die Lernkurve ist steil, allerdings nur bei Jüngeren. Diejenigen, die schon etwas mehr spielen, haben nach einer Partie alles gesehen. Denn danach ändert sich nicht mehr viel. Deshalb ist „Under the Mango Tree“ für mich auch eher ein Kinderspiel, das Erwachsene halt wegen der netten Optik mal mitspielen.
„Under the Mango Tree“ von Karl Lange (Deep Print Games); für 2-4 Spieler ab 7 Jahren, ca. 15-20 Minuten, ca. 20 Euro.
geht so
Kinderspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.