Fabelwesen im Farbenrausch
- Arborea

Nein nein, am Bildschirm ist nichts kaputt! Das muss so. „Arborea“ ist bunter als Barbie und ihre Freundinnen zusammen. Es geht um Fabelwesen, denen wir als gütiger Naturgeist nach einer Umweltkatastrophe ein neues Habitat basteln sollen. Offenbar sind die Viecher so mitgenommen, dass sie nur in einem Farbenrausch Orientierung finden.

In der rappelvollen und löblich kleinen Spielschachtel ist es ja auch eng, da will man halt raus. Wir haben eigene Figuren, die wir auf dem Plan einsetzen. Und der ist dann wegen der kleinen Schachtel auch wieder nicht allzu groß, um alles gut aufnehmen zu können. Oder wirkt das nur so, weil auch hier die Farben rauschen?

Schaut man genauer hin, sieht man vier Straßenbahnen, die durch die Farben sausen. In die lassen wir unsere Figuren einsteigen. Am Ende unseres Zuges bewegen sich alle Bahnen mit unseren eigenen Passagieren. Steigen wir zu den Figürchen der Mitspieler in den Waggon, ruckeln wir auch in deren Zug mit.

Das ist gut, denn nach einer Bewegung können wir uns entscheiden, an einer Haltestelle auszusteigen. Je eher wir dies tun, desto schneller laufen wir wieder nach Hause und sammeln dabei Belohnungen ein. Je länger wir an Bord bleiben, desto größer werden sie. Wir werden sogar von einem Eremiten beschenkt, was sehr wichtig ist. Ja, in den Farben hocken da am Rand irgendwo Eremiten.

Für erwirtschaftete Ressourcen bekommen wir Siegpunkte, denn sie kommen in einem gemeinsamen Pool, sofern wir sie nicht sofort verbrauchen. Und jetzt wird es misslich, wie damals in der WG: Einer frisst immer den Kühlschrank leer und füllt ihn nicht auf. Das ist bitter, denn nur in unserem Zug können wir mit den Rohstoffen Ökosystemkarten kaufen.

Die legen wir zu einer Fläche neben unser Dorf, um dann die 36 Wesen verschiedener Arten darauf zu platzieren– herzallerliebst aus Holz und in vielen bunten Farben natürlich. Was schließlich Punkte und bei perfekter Platzierung noch viel mehr Punkte bringt. Und natürlich können wir auch noch individuelle Wertungen starten, die wir mit Multiplikatoren verstärken.

Man muss nicht nur Farbrausch-resistent sein, um hier den Durchblick zu behalten. „Arborea“ ist ein Expertenspiel mit reichlich Wartezeit, weil alle gucken und suchen. Die Straßenbahnidee ist toll, auch wenn es sich dabei angeblich um „Wanderleistenstücke“ handelt. Na ja. Die Idee eines gemeinsamen Ressourcenpools ist schlau, doch beim Zugriff darauf gibt es ärgerliche Unwuchten, die für Frust sorgen können. Weshalb recht viel Leidensfähigkeit gebraucht wird, um dieses mechanisch originelle Spiel zu knacken.

„Arborea“ von Dani Garcia (Skellig); für 1-5 Spieler ab 14 Jahren, ca. 90-120 Minuten, ca. 50 Euro.

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