Im Jahr 2024 tauchte der bis dato unbekannte tschechische Autor Tomas Holek mit gleich drei Spielen auf der Messe SPIEL in Essen auf. Alles Neuheiten für erfahrene Spieler, alle hatten das gewisse Etwas. Das komplexe Weltraumspiel „Seti“ war schnell in aller Munde, später stellte sich auch das nicht nur optisch hübsche „Galileo Galilei“ als gelungen heraus. Fehlt noch „Tea Garden“, das nun endlich auch in einer deutschen Auflage erhältlich ist.
Wir sind im chinesischen Yunnan unterwegs und bauen Tee an. Der liegt, fermentiert oder nicht, als Währung unterschiedlicher Güte auf unserem Spielertableau. An das legen wir drei-, höchstens viermal pro Runde Handkarten an, um Aktionen zu machen: neue Teegärten errichten, Karawanen beliefern oder Ware den Fluss hinab verschiffen. Die Punktemöglichkeiten in dieser Aufgabe für sind vielfältig.
Angetrieben wird alles wieder einmal durch einen Deckbaumechanismus. Der ist hier deshalb interessant, weil wir nur mit sehr wenigen Karten für eine Runde auskommen müssen. Je mehr wir für einen Zug ausspielen, desto höherwertiger wird dieser und wir können zum Beispiel bessere, neue Karten kaufen. Allerdings geht uns so zum Ende der Runde vielleicht das Material aus.

Außerdem zeigen viele Karten Zusatzaktionen. Sie dürfen wir nur ausführen, wenn die Karte nach dem Ausspielen in einer Spalte obenauf liegt. Dann zieht unsere Spielfigur an der Tee-Universität voran, unser Schiff fährt weiter oder wir steigen die Kaiserleiste hinauf. Letzteres ist deshalb lukrativ, weil hier sehr starke Karten auf uns warten, die bei Spielende auch noch Bonuspunkte bringen.
„Tea Garden“ geht recht gemächlich los und man fragt sich, wie man hier in fünf Runden mit 15 oder vielleicht 18 Aktionen groß vorankommen kann. Man kann. Bald greift alles ineinander. Und obwohl neue Karten teurer werden, gerät man hier schnell in einen Sog. Immer noch etwas weiter auf dieser oder jener Leiste. Allerdings: Das reizt man bald aus.

„Tea Garden“ ist gut komponiert und spannend zu spielen, wesentliche Punkte bekommen wir aber über die Kaiserkarten. Tauchen sie zeitlich passend auf und wir haben Zugriff, sind wir vorn dabei. Wenn nicht, wird es schwierig. Das sollte man sich stets vor Augen halten, in einem nur scheinbar komplizierten, aber bald eingängigen Spiel. Das allerdings in voller Besetzung deutliche Längen hat. Am besten spielt sich „Tea Garden“ zu dritt, dann ist genügend Konkurrenz am Tisch.
„Tea Garden“ von Tomas Holek (Huch); für 2-4 Spieler ab 12 Jahren, ca. 90 Minuten, ca. 53 Euro.
nett
Könnerspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
„Ducksch spielt“, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.